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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Klaviermusik Vol. 4

Kristian Bezuidenhout

harmonia mundi HMU 907528
(71 Min., 10/2011)

Den satten, seiner knirschenden Geschichtlichkeit weitgehend entkleideten Klang, in den Kristian Bezuidenhout die vierte Folge seiner Mozart-Werkschau hüllt, erzeugt er mit einem Instrumententyp, dem Beethoven seine „Sturm-Sonate“ zugedacht hat – dem Nachbau eines Walter-Flügels von 1805. Dank dieses historisch „informierten“ Anachronismus’ erfährt man etwas über die dramatische Evolution des Klavierbaus im Wien um 1800. Von einem solchen Brummer konnte Mozart nur träumen; der Flügel von 1795, den Bezuidenhout für die erste Folge wählte, wäre ihm wohl deutlich vertrauter vorgekommen.
Hinter diesem instrumentengeschichtlichen Vorhang besticht Kristian Bezuidenhout erneut mit sehr gelöst und undogmatisch wirkendem Musizieren, frei in den Tempi, pointiert und geschmackvoll bei den eigenen Auszierungen und vor allem modern in der Würdigung des lange Zeit verschütteten opernhaften Geistes, der Mozarts Klaviermusik mit all ihren empfindsamen Drückern, Seufzern und gleißenden rhetorischen Wendungen durchzieht. Die D-Dur-Sonate KV 311 sprüht nicht nur im Geiste der Opera buffa, wir erkennen auch, welche orchestrale Klangvision der dünn wirkende Satz mit all seinen Farb- und Registerwechseln birgt.
In der früheren G-Dur-Sonate K. 283 träumte Mozart noch nicht über die Holzrahmen seiner bescheidenen Instrumente hinaus. Bezuidenhout spielt das immer noch anfängergeschädigte Werk zurückgenommener, ja der marschhaft hingetüpfelte Beginn des C-Dur-Andantes scheint jedes Harmlosigkeits-Klischee zu bestätigen. Doch wollte schon Mozart seine Hörer ein wenig täuschen und führt sie in der Durchführung in unerwartet ernste, mollverdunkelte Verhältnisse. Bezuidenhout übersteigert diesen Effekt noch, indem er den geradezu extraterrestrisch entrückten E-Dur-Akkord subtil ergänzt, in den diese Durchführung mündet, bevor Mozart chromatisch-knirschend ins C zurück strebt. Das mag so nicht im Urtext stehen, aber es offenbart die kühne Poesie des längst noch nicht rehabilitierten frühen Klavierwerks.

Matthias Kornemann, 04.05.2013


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