Wie die Liste der Chefdirigenten von Karajan bis Giulini belegt, hat es den Wiener Symphonikern nie an Renommee gemangelt. Doch in ihrer über 100-jährigen Geschichte konnte man sich im Gegensatz zu den philharmonischen Kollegen auf dem Schallplattenmarkt nicht als eigenständiges Konzertorchester etablieren. Mit der Gründung eines hauseigenen Labels soll sich das ändern. Neben der Auswertung von Archiv-Aufnahmen steht da vor allem die aktuelle Zusammenarbeit mit Gastdirigenten und nicht zuletzt mit Fabio Luisi im Mittelpunkt, der seit 2005 die Wiener Symphoniker leitet.
Und gleich mit der gemeinsamen Debüt-Einspielung legt man zumindest spieltechnisch ein beeindruckendes Zeugnis ab. In der 1. Sinfonie von Gustav Mahler wird das Flirrende und Irisierende mit enormem Fingerspitzengefühl entwickelt. In der ungemein transparenten Klangtotale steckt reinstes Dynamit. Und die Wirkung der dämonisch aufziehenden, aber nie verschleppt wirkenden Trauerprozession wurde über die Tontechniker noch potenziert.
Dass die Aufnahme dennoch nicht mitten ins Schwarze trifft, liegt an der grundsätzlichen Musizierhaltung. Sieht man einmal von dem unsäglichen Tschaikowsky-Pathos ab, mit dem man im Laufe des dritten Satzes das Choralthema bearbeitet, fehlt es Mahlers sinfonischem Erstling jetzt nahezu überall an der Doppelbödigkeit, an den subkutan mitlaufenden Spannungsgraden und damit an der immanenten Aufsässigkeit Alles wird stattdessen partiturgetreu, Note für Note in erlesener Perfektion dargeboten. Und genau das eben gelingt mittlerweile längst vielen Orchestern.
Guido Fischer, 09.02.2013
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