Eigentlich genügt ein Wort: wunderbar. Al Jarreau, bei den Konzerten im April 2011 stolze 71 Jahre alt, interpretiert elf Titel so souverän, gefühlvoll und variationsreich, dass man zwar an manchen Tonfärbungen das Alter des Sängers erkennen kann, nicht jedoch am gesamten Gestus. Wie in den frühen Jahren seiner Karriere bewältigt er alle Tonsprünge mühelos. Er artikuliert wie immer höchst verständlich, und seine Phrasierung unterstreicht den Rhythmus der Texte. Grandiose Scat-Passagen und ein Ausdrucksspektrum von leisen, fast gehauchten Tönen bis zu kraftvollen Momenten würzen die elf Songs. Er hat zwar jeden davon schon ein- oder mehrmals eingesungen, doch durch den großen Klangkörper einer Bigband mit Streichern gewinnen sie einen völlig neuen, fülligeren Charakter. Dabei spricht für Jarreau, dass er nicht mit aus dem Körper gepresstem Volumen auf diese Umgebung reagiert, sondern so elegant und beweglich wie in der Umgebung einer Combo bleibt. Die Arrangements aus der Feder von Vince Mendoza erlauben dies, denn der ausgebuffte Tonsetzer weiß genau, wie er einerseits vielschichtige Orchesterklänge und andererseits die für eine Gesangsplatte notwendige Transparenz erzeugen kann. Bigband und Streicher wiederum federn, als sei ihnen die Jarreau-typische Mixtur aus Jazz, Funk, Rock und Entertainment in Fleisch und Blut übergegangen. Die aus zwei Konzerten mitgeschnittene Platte krönt die außergewöhnliche Karriere eines Ausnahmesängers. Es bleibt dabei: wunderbar.
Werner Stiefele, 06.10.2012
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