Deutsche Grammophon 469 066-2
(57 Min., 3/1999, 4/1999, 5/1999) 1 CD
Das ist, im weitesten Sinne, „böhmische“ Musik ohne jede Powidl-Musikanten-Seligkeit, selbst das Dvorák-Spätwerk überrascht durch seine Avanciertheit. Ein ausgesprochen kluges Programm, durch „rote Fäden“ unterschwellig verknüpft: Dvorák war es, der Schulhoff auf den Weg brachte, dieser widmete seine fünf Streichquartett-Tänze Darius Milhaud - und der wiederum war Lehrer von Kurtág.
Aber die Musik könnte unterschiedlicher nicht sein. Schulhoff, der für die Nazis „Entartete“, kreuzt spannend verschiedene Folklore-Bruchstücke mit dem Absolutum des Expressionismus und sogar (in Nr. 5) des Dadaismus, während Kurtág selbst die aufs Äußerste komprimierte Klangsprache seines Vorbildes Anton von Webern noch verknappt - das heißt, Schulhoff bildet, bei aller Verschiedenheit, eine wunderbare Brücke zwischen Dvorák und dem Ungarn Kurtág.
Und die Hagens spielen das alles sehr ausgepicht, mit dem präzisesten k.-u.-k Schmäh bei Dvorák, allzeit kontrolliert „entfesselt“ bei Schulhoff, Kurtág wird kenntlich als „Ausdruck auf dem Reißbrett“: Diese Klänge sind quasi ein Konzentrat viel umfangreicherer, schweifenderer Werke. Eine der spannendsten Streichquartett-Veröffentlichungen seit langem, spannender sogar, als der komplette Bartók von den Hagens es war - denn hier geht es auch um außerpersonale Verläufe, um Entwicklungen des Genres, um die Modifikationen der universalen Musiksprache „Streichquartett“.
Thomas Rübenacker, 15.02.2001
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