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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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East

Claudio Puntin

Unit/harmonia mundi UTR 4320
(51 Min., 2012)

Eigentlich ist Claudio Puntin ein gestandener Jazzer – zumindest im europäischen, speziell Kölner Verständnis, und das bedeutet: Der Klarinettist ist ein improvisierender Grenzgänger, der von Sergiu Celibidache lernte und sowohl Neue Musik als auch Jazz spielte. Bei der Komposition der sechsteiligen Suite „East“ ließ er sich 2001 bis 2003 auf neue Gebiete ein: einerseits die reiche Musiktradition Osteuropas und andererseits die Zusammenarbeit mit einem Streichquartett. Vertraut dagegen ist, dass Puntins Klarinetten facettenreich eine weite Skala abdecken – vom rauen, verzerrten Ton bis zum warmherzigen Klang.
Das Ergebnis dieser Begegnung ist großartige Kammermusik, wobei Puntin jeden Abschnitt einem anderen Musiker aus einer anderen Region widmet. Am vertrautesten wirkt Naftule, eine Klezmerdurchzogene Nummer für den Galizier Naftule Brantwein. In „Djivan“, gewidmet dem Duduk-Spieler Djivan Gasparian, setzt er einfache, klare Melodien über langsame, fast mystische Streicherklänge. „Restless“ erinnert durch den Gegensatz zwischen Flächen und Bewegung an die Flucht vieler Musiker auf dem Balkan, und „Le solitudine di un maestro“, einer Hommage an Celibidache ist ein nuancenreich zelebriertes Melodiengeflecht. In „Pireas“ bewegt sich Puntin von einer klagenden, nur mit gelegentlichen Schlägen einer Fußtrommel begleiteten Melodie zu einem melancholischen, von Trauer und aufgesetzter Heiterkeit geprägten Tanz. „Fratelli di sangue“ ist dem rumänischen Geiger Benone Damian und einem nicht näher benannten Giorgios gewidmet – ein melancholischer Tanz im 9/4-Takt, dem Sirtaki nicht unähnlich. In die gängigen Schubladen passt diese Musik nicht. Wohl aber ist sie wunderschön.

Werner Stiefele, 16.06.2012


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