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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Josquin Desprez, Heinrich Isaac, Ludwig Senfl u.a.

Geistliche Musik der Wiener Hofkapelle Kaiser Maximilians I.

Knaben der Chorschule der Wiener Sängerknaben, Choralschule der Wiener Hofburgkapelle, Clemencic Consort, René Clemencic

Oehms Classics OC 340
(70 Min., 6/2004) 1 CD

Die Hofkapelle Kaiser Maximilians I. war - trotz häufiger finanzieller Engpässe des Monarchen - ein Brennpunkt der musikalischen Kultur um 1500. Maximilian I. hatte mit Heinrich Isaak einen der brillantesten Komponisten der Zeit an sich gebunden, nach dessen Tod wurde sein nicht minder befähigter Schüler Ludwig Senfl Hofkomponist. Die Hofkapelle war seit 1496 in Wien stationiert; zu ihrer vokalen Besetzung gehörten selbstverständlich auch Knaben (denn damals galt: "Mulier taceat in ecclesia"), und so haben die Wiener Sängerknaben eine gewisse Berechtigung, ihre Ursprünge auch in jener Zeit zu sehen.
René Clemencic hat sich nun die Mühe gemacht, mit einigen Mitgliedern der Chorschule der Wiener Sängerknaben sowie mit der Choralschule der Wiener Hofburgkapelle - ein Männerensemble, das sich aus ehemaligen Sängerknaben zusammensetzt - ein Programm aus Musik jener Ursprungszeit zusammenzustellen und am historischen Ort der Wiener Hofburgkapelle zum Erklingen zu bringen. Den Kern des Programms bildet ein Messordinarium, Josquin Desprez Missa di dadi. Zwar stand Desprez nicht im Dienste Kaiser Maximilians, aber seine Musik war damals ubiquitär. Darum herum gruppiert Clemencic Einzelstücke, die etwa in dieser Art auch innerhalb eines Gottesdienstes hätten Verwendung finden können: Heinrich Isaac kommt u. a. mit zwei weihnachtlichen Propriumsstücken, dem Introitus Puer natus est und dem Alleluia Dies sanctificatus, zu Wort. Ludwig Senfl ist mit einem alternativ vorzutragenden Magnificat im 6. Ton vertreten, das mit der gregorianischen Communio Beatam me dicent, die zu Mariä Himmelfahrt gehört, antiphonal umkleidet ist. Instrumentalstücke für Bläserensemble bzw. Orgel runden das Programm ab.
Die Ausführung der Vokalstücke, die übrigens zwecks authentischem Singgefühl nicht auf Basis moderner Notenausgaben, sondern nach der Originalquellen in Mensuralnotation erfolgte, bewegt sich nicht ganz auf dem Niveau, das "professionelle" Ensembles im Bereich der Alten Musik, also etwa die Tallis Scholars oder die Clerk’s Group, zu erreichen vermögen - dafür sind sowohl die Knaben- als auch die Männerstimmen streckenweise zu inhomogen und damit auch anfällig für Intonationstrübungen. Man muss den Wert dieser Produktion jedoch auch an den selbst gestellten Rahmenbedingungen messen: Nichts wäre einfacher gewesen, als Profis einfliegen zu lassen und mit denen etwas einzuspielen, was diese schon oft und an vielen Orten aufgeführt haben. Der Hörer freut sich dann über die Qualität, macht sich aber vielleicht weniger Gedanken über das historische Umfeld der eingespielten Musik (so schön die genannten Profi-Ensembles klingen: Sie alle schmücken sich im Diskant mit Frauenstimmen). Vor diesem Hintergrund betrachtet, gebührt René Clemencics durchaus erfolgreichem Bemühen höchste Anerkennung.

Michael Wersin, 01.09.2007


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