home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Bernard Herrmann

Moby Dick, Sinfonietta für Streicher

Richard Edgar Wilson, David Wilson-Johnson, Michael Schønwandt, Dänischer Nationalchor, Dänisches Nationalorchester

Chandos/Codaex CHSA 5095
(63 Min., 1 & 3/2011) SACD

Leider wurde Bernhard Herrmann (1911 - 1975) niemals damit beauftragt, die Musik zu einem Moby-Dick-Film zu schreiben. Ein Trost für alle Bewunderer des Schöpfers von Klassikern der Filmmusik wie „Vertigo“, „Psycho“ und „Taxi Driver“ ist es, dass Herrmann zumindest eine Kantate über Melvilles Roman schuf. Das Werk für zwei Solisten, Männerchor und Orchester ist Herrmanns Freund Charles Ives gewidmet und wurde 1940 von niemand Geringerem als Sir John Barbirolli uraufgeführt. Wer auf atmosphärische maritime Tonschilderungen hofft, wird nicht enttäuscht: Immer wieder gelingt es Herrmann, eine Brise, die erste Begegnung mit dem Atlantik, Unruhe auf und unter Deck oder einen Tag auf See unter stahlblauem Himmel mit orchestralen Mitteln zu beschwören, ohne in billige Hollywood-Klischees zu fallen. Formeller und opernhafter ist dagegen die einmontierte Genreszene mit tanzenden betrunkenen Seeleuten. Problematisch aber wird das Stück in den rezitativischen Passagen zu Ausschnitten aus Melvilles Roman: Zwischen Melos, Pathos und atonal aufgerauter Wagner-Nachfolge pendelnd, findet Herrmann hier zu keiner eigenständigen vokalen Sprache. Dass das Werk trotzdem mehr ist als die Summe seiner Einzelteile, ist das Verdienst von Michael Schønwandt, der als Nielsen-Experte die besten Voraussetzungen mitbringt, widerborstige und schroffe Partiturpassagen zum Leuchten zu bringen.
Eine inspirierende Zugabe ist Herrmanns Sinfonietta für Streichorchester, die hier in der Urfassung von 1936 zu hören ist: ein brillant instrumentiertes Stück, das im Bann der Schönberg-Schule komponiert wurde und nicht von ungefähr für die zweite Hälfte von Hitchcocks „Psycho“ Pate stand.

Carsten Niemann, 24.03.2012


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top