Telarc/In-Akustik 080617
Ab der Saison 2006/2007 wird Paavo Järvi nicht nur Chefdirigent des Cincinnati Symphony Orchestra, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Künstlerischer Berater des Estnischen Nationalen Sinfonieorchesters sein. Dann tritt der fleißige Este auch noch seine Stelle beim Frankfurter HR-Orchester an. Zu diesem Coup kann man den Hessen gratulieren. Denn Järvi ist schließlich ein Meister der Klangfarben-Choreografie und einer rhythmischen Brillanz, die mehr der französischen Clarté verpflichtet ist als der Show. Und da Järvi gerade diese beiden wichtigsten Tugenden schon oft bei der klassischen Moderne in die Wagschale geworfen hat, wird selbst aus einem Greatest-Hits-Debussy-Programm noch ein Ereignis.
Natürlich ließe sich das alles noch luftiger und duftender, poetischer und damit verschlungen geheimnisvoller angehen. Aber nicht zuletzt in "La Mer" säße man in der tödlichen Falle, würde man irgendwann in einen Strudel gezogen. Nicht eben bei Järvi, der die Stimmen auseinander hält. Dabei gelingt ihm eine konkrete, fassbare Musizierkunst. So sehr die Effekte damit eher durch die Hintertür hineingelangen, so fehlen auch den "Nocturnes" die billigen Zusatzstoffe wie rauschhafte Erotik und den Frauenstimmen die säuselnde Schwüle. Järvi zieht das Cincinnati Symphony Orchestra nicht ins Klischee mit hinein, in die bildhaften Assoziationswelten - er zeigt vielmehr, dass Debussy mit all seinen sinfonischen Evergreens immer auch der absoluten Musik ganz nahe war. Ähnliches hat bislang vielleicht nur Pierre Boulez geschafft.
Guido Fischer, 09.07.2005
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