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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Giovanni Bassano

Amor sacro – Amor profano

Capricornus Ensemble Stuttgart, Monika Mauch

Coviello Classics/Note 1 COV 21108
(71 Min., 10/2010)

Die Musik am Markusdom in Venedig wurde um 1600, in der Übergangszeit zwischen Renaissance und Barock, geprägt von berühmten Musikerpersönlichkeiten: Giovanni Gabrieli war dort seit Mitte der 1580er Jahre Domorganist, und im Jahre 1613 wurde Claudio Monteverdi zum Domkapellmeister ernannt. Exakt in jener Zeitspanne wirkte am selben Ort auch Giovanni Bassano, Sprössling einer norditalienischen Bläserfamilie. Er übernahm die Leitung des Bläserensembles von San Marco und machte sich bald auch als Komponist einen Namen. Bekannt ist er bis heute vor allem für seine „Diminutionen“, d. h. für die virtuose Verzierung einzelner Stimmen in bereits bestehenden Vokalkompositionen älterer Meister; durch derartige Bearbeitungen trug Bassano dazu bei, das Geflecht der gleichberechtigten Stimmen im damals dominanten polyphonen Satz aufzubrechen zugunsten der Hervorhebung einzelner Partien, mit denen fähige Musiker ihr improvisatorisches Können unter Beweis zu stellen vermochten. Nichts Geringeres als der Übergang vom kollektiven „Wir“-Gefühl in der Interpretation der älteren Musik zum revolutionär selbstbewussten „Ich“ des frühbarocken Virtuosen wurde durch Bassanos Wirken auf diese Weise befördert. Dies war ein wichtiger Schritt u.a. auch auf dem Wege zu einer eigenständigen Instrumentalmusik konzertanter Prägung, wie sie sich dann im weiteren Verlauf der barocken Epoche entwickeln sollte.
Es ist eher selten, dass heutige Musiker Giovanni Bassano und seiner Diminutionskunst eine ganze CD widmen – das Repertoire ist technisch anspruchsvoll, und womöglich ist es auch nicht leicht, den Reiz dieser Kunst einem breiteren Publikum zu vermitteln. Die Posaunisten und Zinkenisten des „Capricornus Ensemble Stuttgart“, flankiert von der Sopranistin Monika Mauch, dem Theorbisten Matthias Spaeter und dem Organisten Johannes Strobl, haben es dennoch getan – und das ist eine Bereicherung für das ansonsten erfreulich breite Spektrum von Aufnahmen frühbarocker italienischer Musik. Bassanos Bearbeitungen von Motetten und Madrigalen Palestrinas, Marenzios, de Rores und Striggios machen eine der ganz wichtigen Entwicklungen der Musikgeschichte bzw. das in dieser Entwicklung enthaltene Streben nach einer neuartigen Expressivität plastisch erlebbar. Wunderbar mischt sich die gerade geführte, angenehm timbrierte Stimme Monika Mauchs mit dem Bläserklang der „Capricornus“-Musiker, der schon für sich genommen ein Muster an kultivierter Ensembledisziplin ist. Eine überaus reizvolle CD, die zusätzlich einen hohen „Informationswert“ hat – nicht zuletzt auch durch den kompetenten Beihefttext Silke Leopolds.

Michael Wersin, 26.11.2011


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