Soli Deo Gloria/Monteverdi Productions DSDG 715
(78 Min., 4/2009)
Es gibt Dirigenten, die Komponisten adeln. Wenn John Eliot Gardiner eine ganze Platte Johann Christoph Bach widmet, dann kann derjenige, der noch keine Note des 1642 geborenen Arnstädter und Eisenacher Komponisten, Organisten und Hofcembalisten gehört hat, darauf vertrauen: (Auch) dieser Bach bietet Hörerlebnisse der besonderen Art. Kenner und Liebhaber wissen von Johann Christoph natürlich durch seinen Großcousin Johann Sebastian und dessen sogenanntem „Alt-Bachischen Archiv“, einer familiengeschichtlichen Sammlung von Vokalwerken, mit der sich der berühmteste Sohn der Sippe seiner kompositorischen, innerfamiliären Wurzeln versichert hatte. Und natürlich gibt es davon längst versierte Einspielungen (von Reinhard Goebel oder Konrad Junghänel), so dass man Gardiner, der daraus je zwei Arien, Lamenti, Motetten und Dialoge Johann Christophs eingespielt hat, auch keine „Entdeckung“ zusprechen kann. Dafür aber einen barocken Musikgenuss von seltener Güte. Einmal mehr garantieren diesen seine bewährten angelsächsischen Kräfte mit ihrer makellosen Stimmtechnik und ihrem schlanken, unaufdringlichen Timbre. Der Genuss ist zwar weitgehend ein verinnerlichter, der den vertonten Bußpsalmen, dem Buch Hiob oder den Klageliedern Jeremiae geschuldet ist; auch die Instrumentalbegleitung scheint, äußerlich betrachtet, eine karge, asketische (mit Solovioline, mehreren Violen da Gamba und Continuo). Dass man dennoch nicht in Langeweile verfällt, im Gegenteil, geradezu begierig jedem Takt dieser Bachschen Musikstunde folgt, liegt zunächst an Bachs in der Tat – wie der Großcousin meinte – „profunder“ Polyphonie mit ihren überraschend fortschrittlichen Harmonien und ihrer mutigen, blutvollen Textausdeutung. Und zweifellos auch an Gardiners Solisten, die diese Vorgaben stilsicher ohne opernhafte Übertreibung, gleichwohl mitreißend umsetzen. Der wahrlich zu Herze gehende Satz „Es ist nun aus mit meinem Leben“, dessen Stoßseufzer „Welt, gute Nacht!“ der CD den Titel gab, wird so zu einem Juwel geistlicher Chormusik. Schade nur – es hätte eine zweite CD erfordert –, dass Gardiner nicht auch Bachs berühmtestes Werk, die festliche Kantate „Es erhub sich ein Streit“, eingespielt hat. Zumal die ausgelassen tonmalerische, mitunter hochvirtuose Hochzeitskantate „Meine Freundin, du bist mein“ ja auch nicht nur verinnerlichte Töne anschlägt.
Christoph Braun, 01.10.2011
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Die Klavierkonzerte Nr. 11, 12 und 13 waren Mozarts erste Konzerte, die er nach seinem Umzug von Salzburg nach Wien komponierte. In einem Brief an seinen Vater Leopold beschrieb er sie als „ein glückliches Mittel zwischen zu leicht und zu schwer; sehr brillant, angenehm für das Ohr und natürlich, ohne fade zu sein“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Mozart bereits von seinem dominanten Vater emanzipiert. Sein Ziel war es, mit diesen Stücken das Wiener Publikum zu erobern. Tatsächlich […] mehr