harmonia mundi HMC 902082
(71 Min., 4/2010)
Hauptwerk dieser hochspannenden CD ist Felix Mendelssohns Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester, das der erst 17-jährige Komponist im Jahre 1826 schuf. Schon im über 18 Minuten dauernden Kopfsatz erweist er sich als kreativer Experimentator auf Basis der überlieferten klassischen Konzertform: Er lässt die beiden Solisten das galant altertümelnde musikalische Material der Orchesterexposition weitgehend ignorieren; sie finden sich stattdessen zu einem hochvirtuosen „Improvisationswettstreit“ mit ganz eigener Musik zusammen, der sich in der Durchführung des Satzes zu atemberaubender Waghalsigkeit steigert. Gottfried von der Goltz und Kristian Bezuidenhout machen diese Tour de force mit knackiger Präzision und angemessener, aber niemals übertriebener virtuoser Geste zum Erlebnis. Kurzum: Hier sind wahre Könner am Werk, die sich gründlich mit dieser anspruchsvollen Musik auseinandergesetzt haben. Im melodisch wie satztechnisch gleichermaßen reizvollen langsamen Mittelsatz entfaltet Bezuidenhout auf seiner Kopie eines Conrad-Graf-Flügels von 1824 eine großartige Vielfalt unterschiedlicher klanglicher Schattierungen, die von der Goltz auf seiner historischen Geige einfühlsam kommentiert. Eine wahre Freude für den Zuhörer, ebenso wie das nicht sehr häufig gespielte, erst am Ende des 20. Jahrhunderts durch eine kompetente Notenausgabe zugänglich gemachte Werk überhaupt eine Entdeckung ist.
Michael Wersin, 03.09.2011
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