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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Sunshine and Bossa Nova

Peter Herbolzheimer

HGBS/Fenn HGBS 20017
(137 Min., 12/1970, 12/1971 und 2005/2006) 2 CDs

„Remembering Peter Herbolzheimer“ heißt dieses aufwendig gestaltete CD-Doppelalbum. Es enthält die ersten Aufnahmen, die das legendäre Schwarzwälder Label MPS von Herbolzheimers nicht weniger legendärem Ensemble MPS-Rhythm Combination and Brass als Doppel-LP unter dem Titel „My Kind of Sunshine“ im Jahre 1972 vorlegte. Ergänzt werden sie mit Aufnahmen des BuJazzO, des 1987 gegründeten Jugendjazzorchesters der Bundesrepublik Deutschland, dessen Leiter Herbolzheimer bis kurz nach der Zeit dieser Einspielungen war.
„My Kind of Sunshine“ wurde im Dezember der Jahre 1970 und 1971 im Münchner Jazzclub Domicile aufgenommen. München leuchtete damals als heimliche Kulturhauptstadt; das Domicile war so etwas wie der Jazznabel des Landes. Stolz hatte man mit dem ersten Politikwechsel in Bonn die demokratische Reifeprüfung abgelegt und schickte sich nun an, die Olympiade auszurichten. Die kraftstrotzende Musik des Posaunisten, Komponisten, Arrangeurs und Bandleaders Herbolzheimer, diese freche frische Mischung aus Straight-Ahead-Jazz, Rock- und Latin-Feeling, war überschwänglicher Ausdruck der ungeheuren Aufbruchsstimmung jener Zeit. Aufbruchartig war auch das neue Big-Band-Konzept. Der Saxofonsatz war auf ein Soloinstrument reduziert, beherrschend war dadurch das druckvolle Blech mit vier Trompeten und drei Posaunen und vor allem eine Rhythmusgruppe mit einer Orgel, zwei Bässen und drei Schlagwerkern, zu denen im zweiten Jahr noch eine Gitarre bzw. Sitar (!) kam. Hochkarätig aus internationalen Solisten war die Band besetzt – leider listet das Booklet die genaue Aufnahme- bzw. Solistenzuordnung nicht auf. Die Energie dieser Musik lässt alten Jazzer-Jargon lebendig und tatsächlich sinnhaft werden: Der beschrieb derartiges mit der Formel von der Post, die da abgehe und dabei swinge wie die Pest. Strahlend jubilieren die Trompeten, bluesgesättigt faucht die Orgel, und analoge Oktav-Dopplereffekte bei den Posaunensoli setzen nostalgisch kultige Akzente.
Als Kontrast zum Tauchbad in der Vergangenheit setzen dann die Konzertmitschnitte des BuJazzO und seines Vokalensembles dem Musikerzieher und Spitzenförderer Herbolzheimer ein überzeugendes Klangdenkmal mit einem beschwingten Bossa-Nova-Programm zum Ausklang.

Thomas Fitterling, 27.08.2011


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