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N° 1353
13. - 22.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Dmitri Schostakowitsch

Klavierkonzerte Nr. 1 & 2, Klavierquintett op. 57

Martin Helmchen, London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski

LPO/Naxos LPO 0053
(78 Min., 4/2008, 4/2009, 6/2010)

Die beiden Klavierkonzerte Schostakowitschs gelten innerhalb seines Werkes eher als Leichtgewichte. Nachdem man sie in dieser Live-Version mit Martin Helmchen am Klavier und Vladimir Jurowski am Pult des London Philharmonic Orchestra gehört hat, mag man sich wundern, wie es gelungen sein könnte, sie noch ein wenig harmloser hinzustellen, statt jene Doppelbödigkeit und Ironie zu rekonstruieren, ohne die ein Werk wie das zweite Konzert nicht über eindimensionale Unterhaltungsmusik hinausreicht. Schostakowitsch schrieb es für seinen Sohn Maxim, der es als Solist und Dirigent propagierte, wobei Letzteres interessanter ist. Schon die ersten Takte des Werkes, die den Holzbläsern gehören, sind in seiner Version vom Geist der Parodie angespitzt, ebenso ironisch und drängend fällt der Solist ein. Später steigert sich die Exposition in Episoden fiebriger Gehetztheit, die dann eben doch an große sinfonische Momente Schostakowitschs wie das Finale der Zehnten erinnern. Bei Jurowski ist das zu einer – von Helmchen pianistisch durchaus souverän und flüssig vorgetragenen – kultivierten Spannungsarmut nivelliert, die das Stück vollends in flauschige Belanglosigkeit zurücksinken lässt.
Mit dem 'Füller' der CD kommt es endgültig zum Schwur, denn das Klavierquintett von 1941 ist ein Werk von ganz anderem Rang. Das zusammengewürfelte Ensemble lehnt sich in 'entschärften', pastosen Streicherklang und unverbindliche Könnerschaft zurück; der rasante Mittelsatz belegt das überragende technische Niveau. Aber der Sinn dieser Musik tritt doch erst zutage, wenn die innere Spannung zwischen Oberflächenkonvention, die dem Komponisten den Stalin-Preis einbrachte, und dem mühsam erstickten Aufschrei darunter thematisiert wird. Spielt ein Richter mit dem Borodin-Quartett oder das nicht gerade für seine ruppige Klanglichkeit berühmte (verstärkte) Beaux Arts Trio, erwacht der sarkastische, manchmal grimassierende Geist und zerreißt jenen dünnen Schleier des Behagens. Die dauerelegische Schönklang-Kultur dieser Aufnahme, die in den beiden letzten Sätzen gipfelt, geht angenehm in die Ohren und ebenso schnell wieder hinaus, aber mehr als technisch tadellose Konfektionsware, der eindringliches Kunstwollen völlig abgeht, ist das hier nicht.

Matthias Kornemann, 02.07.2011


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