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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Universe Of Possibilities

Steffen Schorn

JazzSick/in-akustik 0515044
(60 Min., 6/2010)

Was können neun Mann alles anstellen! Steffen Schorn, Virtuose auf Tenorsaxophon, Baritonsaxophon, Basssaxophon und dem noch tieferen Tubax, Bass- und Kontrabassklarinettist, Flöte und Bassflöte, hat sich für seine Formation "Universe Of Possibilities" noch die drei Saxophon-Kollegen Michael Heupel, Claudio Puntin und Roger Hanschel geholt – schon sie garantieren eine Farbenpracht ohnegleichen. Das war schon bei der Kölner Saxofon Mafia so, in der nur Heupel bisher nicht Mitglied war. In Schorns Großprojekt verstärkt der Tubist Lars Andreas Haug die dunkle Grundierung, während der Cellist Jörg Brinkmann den Bläsern gestrichene Kontraste entgegen setzt. Zudem mengt der Pianist und Keyboarder Johannes Billich gliedernde Harmonien unter und Bodek Janke sowie Holger Nell unterstreichen die rhythmische Power der gesamten Formation mit Percussion und Schlagzeug.
Vergnügt wie ein Wurf junger Hunde tollen sie durch die Melodien, lassen Assoziationen an Volkslieder und irgendwelche Themenfetzen aus der Jazz- und Popgeschichte aufblitzen und sind – kaum ist einem der Einfall bekannt vorgekommen – schon wieder ganz woanders. Die Einfälle überschlagen sich, und doch folgen sie einer heimlichen, hinter allem Spaß verborgenen Struktur. Sie schlagen Purzelbäume, sie tanzen im Kreis, sie werden weinerlich und besinnlich und brechen jede Stimmung, die sich zu etablieren beginnt, mit Witz und Ironie. Stillstand, innehalten, verharren: All dies vermeiden diese Getriebenen des nimmerernsten und doch ernsthaften Wohlklangs. Ist die tolle Stunde vorbei, hat man viel gehört und ist noch mehr an einem vorbeigehuscht, weil man es in der Fülle der Eindrücke überhaupt nicht fassen konnte. Aber was ist auch ein Augenblick? Ein im Booklet abgedrucktes Zitat des Quantenphysikers Hans-Peter Dürr wirft den Leser ebenso in den Zwiespalt zwischen Verstehenwollen und Mitfühlen wie die ständig enteilende Musik. Schließlich ist alles relativ – auch das scheinbare Ende, dem noch ein fast zweieinhalbminütiger versteckter Track folgt, der alles zuvor Gehörte an Skurrilität übertrifft.

Werner Stiefele, 02.07.2011


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