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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Antoine de Févin

Requiem d’Anne de Bretagne

Doulce Mémoire, Denis Raisin Dadre, Yann-Fanch Kemener

Zig Zag Territoires/Note 1 ZZT110501
(71 Min., 9/2010)

Im Januar 1514 verstarb in Blois 37-jährig Anne de Bretagne, die Frau Ludwigs XII. Die Berichte über die aufwendigen Trauerfeierlichkeiten anlässlich des Todes der Königin macht Denis Raisin Dadre zum Aufhänger für das Programm dieser CD, in welchem kunstvolle Vokalpolyphonie auf volkstümliche bretonische Klagegesänge trifft. Freilich lässt sich nicht mehr ermitteln, welche Stücke tatsächlich aufgeführt worden sind – so exakt sind die zeitgenössischen Quellen in puncto Musik nicht. Allerdings schien es naheliegend, eines der Requiems jener Zeit ins Zentrum zu stellen. Dass die Wahl auf dasjenige von Antoine de Févin fiel, ist sehr zu begrüßen, denn neben den Werken von Richafort, du Caurroy, de Sermisy oder Prioris (die übrigens allesamt in jenen Tagen als Sänger den Hofkapellen des Königs und der Königin angehörten) fehlte eben jenes von de Févin bisher im Schallplattenkatalog. Wie fast allen Requiems der Zeit liegen auch dieser Vertonung die gregorianischen Cantus firmi als 'Achsen' der Satzstruktur zu Grunde. Mit seiner Version behauptet sich de Févin als kreativer Komponist im Kreis der Kollegen; dass bei so enger Bindung an den gregorianischen Cantus firmus so viele ganz individuelle Stücken entstehen konnten, erstaunt beim Hören dieser CD einmal mehr.
Ergänzt wird das Programm durch Motetten von Pierre Moulu, Costanzo Festa, Pierre de la Rue und Josquin Desprez sowie durch die erwähnten bretonischen Lamenti, deren gleichermaßen gefühlvolle wie raue Einstimmigkeit wahrlich ein eindrucksvoller Kontrapunkt zur hochartifiziellen polyphonen Mehrstimmigkeit bildet. Eine durch und durch interessante CD also – mit einem Nachteil: Denis Raisin Dadres einfach besetztes und gelegentlich effektvoll durch Bläser verstärktes Ensemble Doulce Mémoire wird auf dieser CD nicht durchweg den üblichen Anforderungen an die Intonationsreinheit gerecht; der Hörer muss zwar nicht permanent, aber doch immer wieder Trübungen in Kauf nehmen, die eher im Bereich der tiefen Stimmen entstehen zu scheinen.

Michael Wersin, 11.06.2011


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