Oehms/harmonia mundi OC 819
(56 Min., 5/2010)
Seine Stärke ist die obertonreich-helle, gleichzeitig lyrisch timbrierte und doch auch metallische mittlere und hohe Lage. Auf der Ebene des Ausdrucks kommt eine geradezu entwaffnende offenherzige Ehrlichkeit hinzu – und diese Zutaten erlauben alles in allem durchaus den freudigen Ausruf: "Endlich mal wieder ein rundum begabter Lied-Tenor, der sich wirklich ganz und gar diesem wunderbaren Repertoire hinzugeben versteht!" 1977 wurde der ehemalige Regensburger Domspatz Maximilian Schmitt geboren, und obwohl er immerhin schon 33 ist, scheint er doch noch alles vor sich zu haben. Unverbraucht klingt sein Tenor, im Zusammenspiel von Atmung und Stimme in der tieferen Lage sogar noch ein ganz klein wenig unausgereift – zu hören etwa in "Ich hab im Traum geweinet" aus der "Dichterliebe", wo Schmitt, vom Klavier streckenweise planmäßig allein gelassen, fast ein wenig befangen klingt. Dafür geht er die mitreißenden Steigerungspassagen von "Ich grolle nicht" mit liebenswertem jugendlichen Ungestüm an, schmettert das hohe A leidenschaftlich heraus: Das tönt wirklich ganz unmittelbar verletzt und empört, es ist nicht die abgebrühte Darstellung einer Darstellung. Schmitts Unmittelbarkeit kommt besonders auch der Umsetzung des zauberhaften Heine-Zyklus' op. 24 zugute, "Morgens steh ich auf und frage" etwa entfaltet gerade durch die schlichte interpretatorische Klarheit seine überzeugende Wirkung. In "Ich wandelte unter den Bäumen" allerdings scheint der Umgang mit der Sprache noch ein wenig unbeholfen – wir wollen nicht ausschließlich Vorschusslorbeeren vergeben, davon ist in anderen Rezensionen dieser erfreulichen CD genug zu lesen. Stattdessen sei bekundet, dass auch noch eine Menge Feinarbeit in puncto Interpretation zu leisten ist, bei der die Natürlichkeit hoffentlich nicht verloren geht. Und bei der hoffentlich ein so erfahrener Liedbegleiter wie Gerold Huber weiterhin zur Seite steht.
Michael Wersin, 26.03.2011
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