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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Francisco Guerrero

The angel's voice

Ensemble La Sestina, Adriano Giardina

dhm/Sony 88697 824012
(61 Min., 9/2009)

Die polyphone geistliche Vokalmusik der Renaissance bezieht ihre Liturgiewürdigkeit aus der Vollkommenheit der Struktur: Eine Motette oder Messe ist gottgefällig, weil der Komponist durch sein Können die Schönheit der Schöpfungsordnung zu versinnbildlichen vermochte. Diese prinzipielle Gegebenheit hat Folgen für die Interpretation. Fällt sie mustergültig aus, dann soll sie möglichst objektiv das kunstvolle Miteinander der Stimmen erlebbar machen. Subjektives, individuelles Hervortreten ist also nicht gefragt, große Ausdrucksgesten, Vibrato etc. sind fehl am Platze. Aber der Hörer ist auch ein Sinnenwesen, er will einen schönen Stimmklang haben, er will eine Vermittlung 'von Mensch zu Mensch' erfahren – sonst wäre ja ein Computer die beste Option. Keine leichte Aufgabe für Alte-Musik-Vokalensembles: Reinheit, Klarheit und Wohlklang sind gefragt, Sauberkeit der Intonation sowieso. Dafür braucht man handverlesene Sänger, und Adriano Giardina hat ebensolche in seinem Ensemble La Sestina, das er speziell für die Musik der vorliegenden CD als Hochchor besetzt hat – der Tenor ist die tiefste Stimme. Unter den acht Sängern findet sich ein männlicher Altist, und der mischt sich perfekt mit seiner Fachkollegin in derselben Stimme; das gelingt bei weitem nicht immer. Der Gesang der beiden höheren Soprane atmet den Geist schlichter Schönheit: Entspannt bis knapp an die Grenze zur Laszivität vermögen diese Damen zu agieren. Nicht weniger vollkommen präsentieren sich die Tenöre mit ihrer ungewohnten Unterstimmen-Aufgabe. Alles klingt homogen, alles mischt sich und fließt fast ineinander, dennoch treten die Konturen klar hervor – eine großartige Interpretationsleistung. Da ist es beinahe egal, was das Ensemble singt. Hier ist es Musik des Spaniers Francisco Guerrero (1528-1599), wundervolle Musik, Guerrero war einer der ganz Großen seiner Zeit. Zwei Messen, einige Motetten, einige weltliche Stücke – ein wahrhaft abgerundetes Programm.

Michael Wersin, 26.03.2011


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