DG/Universal 477 8777
(68 Min., 11/2008 & 5/2009)
Es war eine schöne Geste von Hilary Hahn, bei ihrer alten Lehrerin Jennifer Higdon ein Violinkonzert in Auftrag zu geben. Higdon hatte young Hilary seinerzeit in Philadelphia in die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts eingeführt – ihre Musik ist allerdings nicht bei Berg, Bartók oder Strawinsky, sondern eher in der Nachfolge von Korngold und Copland angesiedelt. Ohne sich irgendwie mit einer persönlichen, wiedererkennbaren Ausdrucksweise vorzuwagen, schreibt Higdon Gebrauchsmusik im besten Sinne. Viel Klangfiligran in der hohen Lage für das Soloinstrument, einen langsamen Satz mit bukolischer Holzbläser-Atmosphäre und natürlich auch ein fetziges Finale. Gut anhörbar, aber eben ohne die zwingende Dramatik und Konsequenz, die ein großes Werk auszeichnet.
Hauptkaufanreiz der CD ist natürlich ohnehin Tschaikowskis Violinkonzert, das Hahn betont lyrisch angeht. Als ob sie das Stück vom Vorurteil des Virtuosen-Schlachtrosses befreien wollte, spielt sie den Kopfsatz ganz nach innen, fast wie eine Meditation. Das ist natürlich, wie immer bei Hahn, lupenrein und fantastisch locker gegeigt, doch leider tut sie des Guten zu viel. Über all den hauchzarten Pianissimo-Tönungen geht die Grundspannung des Stücks über weite Strecken verloren, zumal Vasily Petrenko und sein Liverpooler Orchester da nicht gegensteuern. Die beiden übrigen Sätze geraten überzeugender, wenn auch nicht gerade elektrisierend: Doch im Finale vermeidet Hahn mit verspieltem, federleichtem Ton zumindest die vulgäre Attitüde, die viele Konkurrenzaufnahmen verdirbt.
Jörg Königsdorf, 05.02.2011
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