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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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7

Der Rote Bereich

Intakt/harmonia mundi INT 182
(51 Min., 12/2008 & 10/2009)

Sechs Jahre liegt die letzte Veröffentlichung des Berliner Kult-Trios schon zurück – und die enthielt altes Live-Material. Die bislang neuesten Aufnahmen mit der wichtigen Umbesetzung am Schlagzeug waren schon zwei Jahre zuvor unter dem Titel "Risky Business" erschienen. Mit Oliver Steidle, dem neuen Mann am Schlagzeug, hatten sich die Nürnberger Frank Möbus und Rudi Mahall einen weiteren Landsmann in ihre Exilantenband geholt. Immer schon war Der Rote Bereich vor allem das Territorium des Gitarristen Möbus. Jedenfalls sorgte er mit seinen Kompositionen weitgehend für das Repertoire des Trios. Harmonische Sophistication und abgedrehte Sounds aus dem Geiste der Harmolodics und eines James Blood Ulmer vermischen sich in ihnen verquer mit ungeraden Rhythmen; dabei haucht der Bassklarinettist Mahall dem Ganzen derart vitalistisch Leben ein, dass immer wieder subversiv eingeschmuggelte Seifenblasen lustvoll platzen. Von Idealbesetzung schwärmte Möbus einst; umso erstaunlicher, dass die drei all die Jahre eher sporadisch zusammenfanden. Jetzt aber gibt es auf Intakt, dem renommierten Schweizer Avantgarde-Label, wieder einen Roten Bereich. Spröde, dem Naturell Möbus’ entsprechend, ist das Album "7" benannt, denn es ist schlicht die siebte Veröffentlichung des Trios. Aberwitzig schlenzt die Musik, mal hüh, mal hott, um die kantigen Ecken ihres Bereichs, und da ist schon mal eine, die sich aus Miles Davis' schräger Corners-Sammlung eingeschlichen hat. Dann wiederum gibt es fast bohrende Sound-Explorationen, die mit dem Abschluss-Titel "Ramallah" sogar ins Politische gehen. Faszinierend, dass trotz allem, trotz Gitarren-Loops und dem Jonglieren mit gegenläufigen Rhythmen, der musikalische Fluss nicht eindickt, sondern irgendwie transparent bleibt – auch wenn das, was man auf dem Grund erblickt, mitunter recht enigmatisch anmutet.

Thomas Fitterling, 15.01.2011


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