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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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George Enescu

Klaviersonate Nr. 1, Suite Nr. 2

Matei Varga

Naxos 8.572120
(66 Min., 9/2008)

Klaviermusik von George Enescu?! Da fällt es nicht schwer, die Repertoirelücke einzugestehen (Luiza Borac, die bislang einzige CD-Interpretin, möge das verzeihen). Umso begrüßenswerter (einmal mehr) die Veröffentlichungspolitik von Naxos. Offenbart sie doch, dass der 1881 geborene, vorwiegend in Paris arbeitende, dort 1955 verstorbene Rumäne mehr zu bieten hatte als 'nur' seine Weltkarriere als Geiger, den Aufbau des heimatlichen Konzertlebens und seine relativ bekannten, weil volkstümlich grundierten Orchesterrhapsodien und Violinsonaten. In seiner Einspielung der ersten Klaviersonate von 1924, der zweiten Suite von 1903 und zwei der sieben "Pièces impromptus" aus den Jahren 1913-16 erschließt uns der 30-jährige Matei Varga eine ganz eigene Klangwelt. Auch wenn die pentatonisch-impressionistischen Andante-Passagen der ersten Sonate Anleihen an Debussy und Ravel aufweisen, die rhythmischen Presto-Widerborstigkeiten an Bartók erinnern und die atonalen Themenvorgaben von Schönberg inspiriert scheinen: Den Versuch, Enescu in Schubladen zu stecken, sollte man lassen – sein Personalstil ist wirklich einer. Jedenfalls seit den reifen Jahren des Mittdreißigers, der in den beiden hier eingespielten Impromptus, einem Choral und einem "Carillon nocturne", den fernen Klang eben dieser nächtlichen Glocken so atmosphärisch dicht und eigenwillig einfängt. (Und man denkt unwillkürlich: Messiaen muss das gekannt haben ...). Die zweite Klaviersuite des 22-Jährigen kommt äußerlich als (tonale) Retrospektive barocker Tanzsätze zwar traditioneller daher, entfaltet jedoch auch eine ganz eigene Klangmagie zwischen extrovertierter Brillanz und subtiler Innenschau. Zumindest wenn sie so poetisch durchdacht präsentiert wird wie von Enescus Landsmann Varga.

Christoph Braun, 08.01.2011


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