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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Alessandro Melani

Motetten

Concerto Italiano, Rinaldo Alessandrini

naïve/Indigo 950742
(67 Min., 10/2006)

Er gehört zu den weitgehend Vergessenen: Alessandro Melani (1639-1703) spielte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Rom als Kapellmeister an Santa Maria Maggiore und San Luigi dei Francesi eine nicht unbedeutende Rolle. Auch als Komponist von Opern und weltlichen Kantaten trat er gelegentlich in Erscheinung. Die Zahl seiner überlieferten Werke ist vergleichsweise klein, vieles davon schlummerte zudem bis vor Kurzem in Archiven, war also nicht für die Wiederaufführung erschlossen. Dies galt auch für die hier präsentierten Motetten: Erst durch das Zusammenwirken von Musikwissenschaftlern und Musikern wurde das Repertoire wieder zum Leben erweckt, und das ist wirklich dankenswert, wie der Hörer dieser CD schnell bemerkt.
Er taucht nämlich ein in ein warmes, äußerst intensiv seine Wirkung entfaltendes Klangbad, zu dessen Hauptmerkmalen eine Vielzahl von ungemein kraftvollen Vorhaltsdissonanz-Bildungen gehört: Ketten von Quart-, Septim- und Nonvorhalten, oftmals übereinandergeschichtet und mittels Durchgangsbewegungen in ihrem Spannungsgehalt noch maßgeblich verstärkt, präsentieren sich als ein wahres Kaleidoskop barocker satztechnischer Möglichkeiten der musikalischen Umsetzung unterschiedlicher Affekte des Textes. Kein Zweifel: Hier war ein Meister am Werk.
Rinaldo Alessandrini wählte für seine Einspielung zudem keineswegs stimmliche Leichtgewichte; seine solistische Sängerbesetzung profiliert sich im Gegenteil dadurch, dass hier wirklich aus dem Vollen geschöpft wird. Ein gestandener Bassist wie Sergio Foresti liefert ein wahrhaft scharf konturiertes, klangsattes Fundament, und auf dieser Basis geben sich die Kolleginnen und Kollegen bis in die Diskantlage hinauf ähnlich volltönend und emotionsgeladen. Dass dieser Ansatz nicht immer vor Hypertrophien bewahrt und im Falle schnellerer Notenwerte auch einmal die stimmliche Flexibilität ein wenig in den Hintergrund drängt, sei nebenher vermerkt. Großartig ist jedoch das Miteinander dieser außergewöhnlichen Kompositionen und einer ihnen absolut angemessenen Darbietung, in der sich wiederum beachtliches Können und rückhaltloses Engagement zu einer mitreißenden Gesamtleistung vereinen.

Michael Wersin, 01.01.2011


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