Challenge Classics/SunnyMoon CC 72390
(62 Min., 9/2009)
Ton Koopmans Orgelstil ist mit dem Adjektiv "quirlig" sicher nicht ganz unzutreffend umschrieben. Manchmal, besonders wenn er am Continuoinstrument sitzt, nervt seine unaufhaltsame Eloquenz ein wenig; aber als Interpret konzertanter Orgelpartien vermag er mit derselben Eigenschaft immer wieder richtig zu begeistern. Seine interpretatorische Eloquenz schlägt sich nieder vor allem auf den Ebenen der Artikulation und der Ornamentik; er lässt seine ungeheuer flinken Finger förmlich in die Tastatur hinein "explodieren" und bringt es dadurch zu einem gestochen scharfen, knackigen Non-Legato-Spiel. Und seine Verzierungen, mit denen er immer sehr großzügig ist, klingen niemals klebrig oder ungenau, sondern sitzen perfekt. Ideale Vorrausetzungen für eine sehr ansprechende Version der technisch gar nicht so einfachen Orgelkonzerte Joseph Haydns – und ebendiese liegt mit dieser beachtlichen CD nun vor. Die Quellenlage der Stücke ist teils komplex – die Frage des tatsächlich gemeinten Tasteninstruments ist in einigen Fällen nicht leicht zu beantworten, und an der Haydnschen Urheberschaft gibt es vereinzelt auch Zweifel. Koopman wählte für seine Einspielung drei Werke aus, für die die Musikwissenschaft relativ klare Zuschreibungen machen konnte. Eines davon verlangt neben der Orgel noch eine Violine als weiteres Soloinstrument, in dieser Partie bewährt sich Catherine Manson, die langjährige Konzertmeistern des Amsterdam Baroque Orchestra. Ihr Spiel mischt sich in jeder Hinsicht perfekt mit demjenigen ihres Chefs, und so wird gerade das reizende Doppelkonzert in F-Dur zum besonders erfreulichen Mittelpunkt dieses Programms, das – man muss es nochmals betonen – deutlich wahrnehmbar in jeder Sekunde von der unerschöpflichen interpretatorischen Energie Ton Koopmans lebt.
Michael Wersin, 04.12.2010
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