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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Man kann über Weihnachtsalben bekanntlich geteilter Meinung sein – verhindern kann man sie nicht. Mit schöner (manchen zufolge: unschöner) Regelmäßigkeit landen sie zwischen Ende August und Anfang Oktober zuerst in den Redaktionen, kurz darauf im Fachhandel und irgendwann dann, so zumindest die Hoffnung der Labels, in den CD-Spielern oder Geschenkestapeln der Musikliebhaber.
Dieses Jahr könnte für Decca die Rechnung aufgehen, schickt sie doch ihren peruanischen Tenorschnuckel ins Rennen um die erfolgreichste Jahresendscheibe. Wie gesagt, verhindern kann man sie nicht, aber zumindest sollten sie so exzellent gesungen sein wie in diesem Fall. Wobei es sich hier laut Aufschrift auch nicht um eine Weihnachtsplatte handelt, sondern vielmehr um eine mit geistlichen Liedern und Arien. Unter die sich halt zufällig einige 'seasonal titles' gemischt haben.
Juan Diego Flórez absolviert das geschickt zusammengestellte Programm absolut brillant. Neben seinem Leib- und Magenkomponisten Rossini, der natürlich nicht fehlen darf und mit gleich drei (selbstredend hochvirtuosen) Stücken vertreten ist, finden sich unter anderem Arien von Bellini, Händel und Haydn auf der CD. Darüber hinaus präsentiert sich der Tenor auch als Komponist des titelgebenden "Santo", einer Verneigung vor seiner Heimat Peru.
Rein vokal betrachtet ist diese Scheibe ein Juwel: Flórez' Stimme wird momentan von Jahr zu Jahr besser, weil geschmeidiger und weicher, ohne dass sie ihre virtuosen Fähigkeiten und die Höhensicherheit einbüßen würde. Die leichte Härte früherer Jahre ist verschwunden, und selbst ein Hauch Wärme hat sich in der Stimme eingenistet, was man bei Vokalartisten nicht unbedingt erwarten darf. Hinzu kommt, dass Flórez mittlerweile auch dynamisch und agogisch viel subtiler und raffinierter zu Werke geht. Und so kann – und sollte – man dieses Jahr guten Gewissens auch mal wieder zu einem Weihnachtsalbum greifen.

Michael Blümke, 04.12.2010


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