Selbstverständlich hatte Louis Couperin wie sein Neffe François auch den tänzerischen Schwung in den Cembalo-Fingern. Und in den reichen, aber eben nie überbordenden Verzierungen herrscht das pure Edelmaß. Doch die Suiten des wahrscheinlich bereits mit 35 Jahren verstorbenen Couperin sind unter dem Strich keine Feier der kühnen Harmonik und bebenden Rhythmik, wie sie in der Clavecinisten-Aristokratie später zum guten Ton gehören sollte. Vielmehr durchbrechen gerade die Gigues und Courantes stets nur für einen kurzen Blick, wie ein Sonnenstrahl dunkle Wolken, eine mehr als nur melancholische Grundhaltung, die ihre Wurzeln durchaus in der elisabethanischen Musiktradition haben könnte.
Allein wie radikal minimalistisch Couperin da die klingende Grabeskammer zu Ehren des Lautenisten Blancrocher einrichtete, hat so rein gar nichts mit den "Tombeau"-Würdigungen des französischen Barocks zu tun. Und auch in einer "Pavanne" bricht jener Seelenschmerz offen zu Tage, der sich in den sechs Suiten eingenistet hat. 2004 hatte noch der amerikanische Cembalist Skip Sempé mit vollem Cembalo-Sound und großen Gesten versucht, dieser Haltung dennoch etwas Positives abzugewinnen. Christophe Rousset hingegen macht aus seiner Faszination an dem Ernsten im scheinbar Leichten, an dem Widerborstigen im scheinbar Ausgeglichenen keinen Hehl. Für seine Zeitreise zurück ins 17. Jahrhundert hat Rousset aber auch ein Instrument zur Verfügung, das dieser Aufnahme den Stempel des Authentischen doppelt und dreifach aufdrückt. Es ist ein zartbesaitetes, jedoch nie in spindeldürre Klangrhetorik verfallenes Cembalo aus der Werkstatt des Couperin-Zeitgenossen Louis Denis.
Guido Fischer, 13.11.2010
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