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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Tribute To The Past

Wolfgang Dauner

HGBS/Fenn 20012
(50 Min., 2009/2010)

Das Cover zitiert die Bildersprache der längst zu Kultobjekten gewordenen LP-Hüllen des legendären Villinger MPS-Labels – schließlich steht das Label-Kürzel HGBS für Hans-Georg Brunner-Schwer, den einstigen Gründer der Musikproduktion Schwarzwald. Legendär wurde MPS nicht zuletzt durch den überragenden Klang aus dem hauseigenen Studio. Heute ist es Kulturdenkmal des Landes Baden-Württemberg. Sein Schmuckstück war und ist ein Bösendorfer Grand Imperial. Der Pianist und Keyboarder Wolfgang Dauner war lange Zeit MPS-Exklusiv-Künstler. Die Spanne seiner dort entstandenen Aufnahmen reicht vom ausgebufften Modern Jazz à la Bill Evans bis zur Free Action Music im Sinne des Free Jazz und frühen Fusion-Experimenten mit Rockmusik und Elektronik. Jetzt, nachdem Friedhelm Schulz und Brunner-Schwers Sohn Mathias das HGBS-Label neu beleben und im Kulturdenkmal wieder Musik produzieren, ist Wolfgang Dauner der idealtypische Künstler für die erste Produktion, steht er doch für fast alle Facetten der einstigen MPS-Programmatik. Der Titel mag Verwunderung, gar Befürchtungen wecken: Sollte sich der im Dezember 75 werdende Dauner tatsächlich auf eine Altherren-Nostalgie-Tour begeben haben? Doch Dauner wäre nicht der bis heute überragende, stets suchende Genius, wenn er sich auf so etwas eingelassen hätte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn Dauner den Grand Imperial hörbar genießt und sich fast schnörkellos ganz auf die typische Dauner-Pianistik konzentriert, die sensible Anschlagskultur und harmonische Raffinesse eines Bill Evans mit der Feinnervigkeit eines Paul Bley und auch der Heftigkeit späterer Vorbilder verbindet. Dabei ist und bleibt Dauners Gestaltungsweise definitiv europäisch eigenständig. Sechzehn Titel, vom Furore machenden Titelsong seiner ersten LP über weitere Eigenkompositionen bis zu bekannten Standards, interpretiert er suitenartig in schneller Abfolge. Da ist nichts nostalgisch, alles aber ist von nahezu zeitlos klassischer Schlüssigkeit. Da muss keiner mehr etwas beweisen, sondern lässt einen großzügig teilnehmen an einer gereiften und doch neugierigen Altersweisheit.

Thomas Fitterling, 16.10.2010


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