So hätte eine Quintett-Aufnahme von 1938 ungefähr geklungen, wenn es damals schon die Technik von heute gegeben hätte - mit einer, aber dafür umso deutlicheren Einschränkung: Für diese Oldtime-Umgebung - Allan, der Bruder von Warren Vaché, spielt keine Swing-, sondern eine New-Orleans-Klarinette - hört sich Harry Allen am Tenorsaxofon um einiges zu modern an. Zwar unterdrückt er diesmal seine Stan-Getz-Bindung weitgehend, und seinen anderen Leitstern Ben Webster hat Harry Allen wirklich brav studiert; aber ein Bud Freeman - und ein solcher wäre hier vonnöten - wird aus ihm deswegen noch lange nicht.
Ins klingende Jazzmuseum dieser hochkarätigen Dixie-Truppe hätte ein Blechbläser ungleich besser gepasst. Vielleicht ist Harry Allen bei dieser Session einfach nur für Vachés verhinderten, Kornett blasenden Bruder eingesprungen. Den Rest der Band könnte man nämlich besten Gewissens für jeden Jazz-Frühschoppen engagieren. Aber dann dürfte sie streng genommen auch Jobims "Corcovado" nicht spielen, das ja erst lange nach dem Kriege entstand ...
Mátyás Kiss, 07.02.2002
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