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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ten

Jason Moran

Blue Note/EMI 457 186-2
(65 Min.)

Mit nunmehr 35 Jahren ist der Afro-Amerikaner Jason Moran in der internationalen Topliga der Jazzpianisten angekommen. Er ist der erlesene Begleiter der Saxofonlegende Charles Lloyd und der Pianostar des ebenso legendären Blue-Note-Labels. Für Blue Note hat er auch sein neuestes Album "Ten" eingespielt. Mit von der Partie sind seine langjährigen Partner Tarus Mateen am Bass und Nasheet Waits am Schlagzeug. Zuweilen reibt man sich ja die Augen, wenn man liest, wer mitunter bei Blue Note auftaucht – nicht so bei Jason Moran. Mit seinem klaren Bezug zur vorwiegend schwarzen Klaviertradition mit ihren archetypischen Vertretern Thelonious Monk, Andrew Hill, Jaki Byard und Don Pullen reiht Moran sich nahtlos in die große Label-Geschichte ein und fügt ihr ein eigenständiges neues Kapitel hinzu. Seine Musik ist keineswegs nostalgisch, vielmehr verknüpft er äußerst klar und stets stimmig die Stränge der Tradition mit den bunten Fäden der Aktualität. Immer ist da der unbestechliche Sinn für die harmonische Tiefe des Melodischen – ganz gleich, ob sich der stetig sprudelnde Ideenfluss mit der Sensibilität der Neuen Innerlichkeit artikuliert oder lustvoll mit der knackigen Robustheit rockiger Rhythmen flirtet. Gut, ein bisschen zeitgeisternd ist es schon, wenn einer sinnigerweise Feedback "PT.2" betitelten elegischen Ballade krause Noise-Sounds zugespielt werden. Doch dann lässt ein hinreißendes "Crepuscule with Nellie" die medienschicke Schrulle schnell vergessen. Jason wagt das Unerhörte bei jenem ganz privaten Monk-Titel, über den der Altmeister selbst nie Soli zuließ: Er improvisiert ausführlich und formuliert überzeugend ganz eigene Gedanken. Dazu wählt er einen überraschend zeitgenössischen Beat, und der wirkt keineswegs als billiges Face-Lifting. Ein derartiger Effekt wäre eher dem sonst durchaus fantasievollen Bass zuzuschreiben, denn Tarus Mateen spielt eine Marco Bass Guitar. Auch wenn sich konturloses Wummern weitgehend in Grenzen hält, so gilt gerade angesichts der Timbre-Mischung mit einem edlen Steinway das alte Diktum von Michael Weigler: Ein Kontrabass ist durch nichts zu ersetzen. Ein Hinweis noch: Nach dem vermeintlich letzten Stück verbirgt sich nach 50 Sekunden Stille ein knapp vierminütiger, launiger Piano-Fetzer als hidden track.

Thomas Fitterling, 28.08.2010


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