home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Karen Khatchaturian

Cipollino

Orchester des Bolschoi-Theaters, Alexander Kopylov

Melodiya/Codaex MEL 1001628
(90 Min., 1977) 2 CDs

Um "Hänsel und Gretel" scheren sich russische Kinder weder zur Weihnachtszeit noch sonst, doch wenn der Winter naht, dann ist auf allen Bühnen des Landes ihr liebstes Theatervergnügen ein kleiner Zwiebeljunge. "Cipollino" nennt sich sehnsuchtsvoll fremdländisch ein Märchenballett, das auf einem italienischen Kinderbuch aus den Fünfzigern von Gianni Rodari beruht. Im scheinbar harmlosen Gemüsegewand wird hier von der Unterdrückung eines Landes erzählt, wo das vegetative Fußvolk von den höheren Obst- wie Gemüseklassen, von Prinz Zitrone und Signore Tomato regiert wird. Am Ende siegt natürlich das fleischlose Proletariat. Die Geschichte war in Russland so populär, dass sie 1974 in ein kunterbuntes Kinderballett verwandelt wurde. Karen Khachaturian, Neffe von Aram, Schüler von Schebalin, Schostakowitsch und Miaskowsky, selbst Komponist von über 40 (Zeichentrick-)Filmmusiken und der Nationalhymnen von Sansibar und Somalia, der bereits 1961 an einem "Cipollino"-Cartoon beteiligt war, schrieb die ebenfalls farbenfrohe Musik. Genrik Alexandrovich Maiorov choreografierte, Premiere war in Kiew. Doch bald hatten sich der Rote Rettich, Gevatter Kürbis, die kleine Kirsche und das freche Zwiebelchen auch dank der eingängigen Rhythmen und simplen Melodien die anderen Bühnen erobert. Die Tänzer am Bolschoi Theater nennen die bis heute dort gezeigte Version wegen ihrer virtuosen Formationen auch "Spartakus für Kinder". Der autoritäre Herrschaftsstaat der Früchte versucht dem friedliebenden Gemüse auch musikalisch das Leben zu versauern: Dass Khatchaturian im Stalinismus an der Seite von Schostakowitsch aufgewachsen ist, hört man dabei Note für Note.

Matthias Siehler, 03.07.2010


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top