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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



14 Jahre nach seiner ersten Einspielung von Buxtehudes "Membra Jesu nostri" hat René Jacobs den wundervollen Kantatenzyklus ein zweites Mal aufgenommen, diesmal mit Bild fürs Schweizer Fernsehen. Vier der fünf Sänger, die 1990 dabei waren, sind auch hier wieder vertreten: Der Bassist Ulrich Messthaler, dessen Gesang in der Neuaufnahme viel weniger als seinerzeit durch Intonationsprobleme getrübt wird, der Tenor Gerd Türk und der Altist Andreas Scholl – beide haben sich sehr gut gehalten und können in der vorliegenden Produktion erneut mit überaus erfreulichen Gesangsleistungen aufwarten – sowie die Sopranistin Maria Cristina Kiehr. Letztere ist vom ehemals zweiten zum ersten Sopran aufgerückt; im Vergleich zeigt sich, dass 1990 die in puncto historische Aufführungspraxis vielleicht etwas weniger stilsichere, aber ausgesprochen warm und intensiv timbrierte erste Sopranistin Martina Bovet den chorischen Partien deutlich mehr Glanz im Diskant zu verleihen vermochte als Kiehr in der vorliegenden Version. An Kiehrs ehemaligem Platz singt nun Rosa Dominguez – solide und klangschön, wenn auch nicht wirklich spektakulär.
Das hervorragende Instrumentalensemble konstituiert sich teilweise aus Lehrkräften der Schola Cantorum Basiliensis: An der Continuo-Orgel brilliert Jörg-Andreas Bötticher unaufdringlich, aber doch kreativ, und ist im rechten Moment stets mit geschmackvollen Auszierungen bei der Hand. Die Violinparts bestreiten Chiara Banchini und ihre Schülerin Leila Schayegh in perfekter Homogenität sehr geschmeidig, hinsichtlich der angebrachten Manieren souverän und einfallsreich. Eine gelungene Einspielung also, verwirklicht in der wundervollen Abteikirche von Payerne – auch das Auge genießt mit, wenn die Sänger und Instrumentalisten bei mildem Licht zwischen den alten Mauern zu Werke gehen. Bedauerlich nur einige kleine Schludrigkeiten im Zusammenwirken, die auf das Konto von René Jacobs gehen: Im Chor der ersten Kantate etwa klappern exakt dieselben unkoordinierten S-Absprachen wie schon 1990; in der herrlichen "Sonata in Tremulo" am Beginn der zweiten Kantate gibt es ärgerliche Kongruenzprobleme bei einigen Ritardandi – solche Fehler sollten einem Profi der Spitzenklasse nicht passieren.

Michael Wersin, 01.09.2007


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