Was soll jemand zum 65. Geburtstag veröffentlichen, der seine Fans schon mit virtuosen Meisterwerken in Klassik und Jazz erfreut, der mit neuen Ideen experimentiert und die Tradition kultiviert hat? Keith Jarrett entschied sich für das Naheliegende: nicht noch eine Meisterleistung, sondern einen besinnlichen Dialog mit einem alten Weggefährten, dem Kontrabassisten Charlie Haden. Im März 2007 hatten sich die beiden in Jarretts Anwesen in New Jersey für einige Tage im Studio zusammengefunden – eine Reminiszenz an Jarretts 31 Jahre zuvor aufgelöstes Quartett aus den Siebzigerjahren, zu dem einst noch der Schlagzeuger Paul Motian und der Saxofonist Dewey Redman zählten. Haden und Jarrett haben der Welt gezeigt, was sie alles können, und so gingen sie die Sessions völlig entspannt an. Langsam und würdevoll zelebrieren sie die Melodien, setzen jeden Ton bedächtig, halten die Stücke schlank und frei von unnötigem Zierat. Sei es der Klassiker "Body and Soul" oder Randy Crawfords Hit "One Day I’ll Fly Away", Peggy Lees "Where Can I Go Without You" oder Jerome Kerns "Don’t Ever Leave Me": Stets schwingt in dem besinnlichen Zusammenspiel ein Hauch von Melancholie mit. Hier spielen keine Youngsters, die sich die Welt erobern wollen. Stattdessen philosophieren zwei ältere Herren, und dabei illustrieren sie ihre Gedanken mit Anekdoten und verschmitzt eingestreuten Scherzen. Wer einen alten Bekannten trifft, kann sich auch mal zurücklehnen. An den intimen Zwiegesprächen in Jarretts Privatstudio können seine Fans nun teilhaben, denn die altersweise Disc erschien einen Tag vor Jarretts 65. Geburtstag am 8. Mai 2010.
Werner Stiefele, 05.06.2010
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