Mariinsky/Note 1 MAR0505
(63 Min., 2/2009)
Gut, dass wir Sergei Rachmaninows Einspielungen eigener Werke haben: Sie müssen stets Maßstab anderer Interpretationen seiner Werke bleiben, ohne dass die nachgeborenen Pianisten freilich Kopien des Originals abliefern müssten – das Spektrum der Umsetzungsmöglichkeiten der gewaltigen Klavierkonzerte ist so breit, dass von begabten Künstlern eine Menge Eigenes eingebracht werden kann. Allerdings gibt es Grenzen: Wenn man Rachmaninows eigenen Darbietungen einen gewissen Vorbildcharakter zugestehen will, dann sollte man vor allem ihre unprätentiöse Grundhaltung sehr ernst nehmen. Je größer das virtuose Getümmel, umso bescheidener schien der Meister zu werden. Schweres und Schwierigstes wird so unspektakulär präsentiert, dass gerade der aus dieser Haltung resultierende lapidare Tonfall das eigentliche Faszinosum dieser historischen Dokumente ist. Er bringt die tiefverwurzelte Melancholie dieses unfreiwilligen Exilanten, der in der Neuen Welt für seinen Lebensunterhalt spielen musste, obwohl er eigentlich viel lieber komponieren wollte, am eindrucksvollsten zum Vorschein. Vor diesem Hintergrund scheint der Tastendonner, den sich Denis Matsuev unter Valéry Gergievs Leitung in der vorliegenden Einspielung leistet, ebenso monströs unangebracht wie die aufgebauschten Romantizismen, mit denen das Dröhnen sich abwechselt. Nein, es gibt wahrlich adäquatere Einspielungen dieser Musik: Man denke nur an Pletnev unter Rostropowitsch oder Lugansky unter Oramo. Während Rachmaninows "Drittes" dort durch einen bescheideneneren Grundansatz eine dieser Perle gebührende edle Fassung erhält, werden in der vorliegenden Version jeglicher Hypertrophie Tür und Tor geöffnet. Man lasse sich nicht blenden: Pletnev und Lugansky sind zudem schlichtweg auch die deutlich besseren Pianisten.
Michael Wersin, 22.05.2010
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