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N° 1353
13. - 22.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Modest Mussorgski, Maurice Ravel

Bilder einer Ausstellung

Mariss Jansons, Concertgebouw-Orchester Amsterdam

RCO live/Codaex RCO 09004
(33 Min., 2008) 1 CD

"Jeder muss seiner Stellung entsprechend mit seinem Pfunde wuchern." Da das Royal Concertgebouw Orchestra Ende 2008 an die Spitze eines weltweiten Orchesterrankings gewählt wurde, erhebt man Rousseaus Wort in Amsterdam nun offenbar zum geldwerten Wahlspruch. Wo sonst leistet man sich eine (hauseigene) CD-Produktion mit nur 33 Minuten Dauer?!
Umso ausführlicher fiel das Booklet zum Mussorgski'schen Kassenschlager aus, insbesondere die Kritik an Ravels Orchestrierung, die das herb-realistische Klavieroriginal von 1874 reichlich geglättet habe. Ob man dem zustimmt oder doch die raffinierte Klangfarbenkunst des Franzosen betont: Es beeindruckt, was Mariss Jansons seiner Amsterdamer Nobeltruppe an scharfkantiger Profilierung abgewinnt (so schauderhaft hört man den "Gnomus" nur selten humpeln), und wie subtil der Lette die skurrilen Charaktere à la Goldenberg und Schmuyle herauspräpariert. Wobei er den kratzbürstigen Feinheiten der Partitur noch mehr Beachtung schenkt als dem feierlichen Pomp. (An Karajans Triumphzug durchs "große Tor von Kiev" reicht auch sein Schüler nicht heran.) Nicht, dass man in Amsterdam unbedingt Neues erführe über diese einzigartige Bilderschau, die der russische Bürgerschreck dem verstorbenen Malerfreund Hartmann gewidmet hatte; aber unter Jansons' Händen entfaltet dieses altrussische Panoptikum seine ungeschmälerte Suggestionskraft. Bleibt nur die irritierende Frage, warum das offiziell beste Orchester der Welt für diese halbe CD-Stunde insgesamt drei Live-Mitschnitte benötigte.

Christoph Braun, 13.02.2010


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