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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Robert Schumann, Antonín Dvořák

Klavierkonzerte

Martin Helmchen, Philharmonisches Orchester Straßburg, Marc Albrecht

Pentatone Classics/Codaex PTC 5186333
(70 Min., 7/2008 u. 3/2009) 1 CD

Aus gegebenem Anlass, und zwar konkret Schumanns Klavierkonzert in Augenschein nehmend, wollen wir an dieser Stelle wieder einmal auf das Phänomen der Agogik eingehen. Zwei Wahrheiten gibt es auf diesem ästhetisch rutschigen Feld. Die eine ist diese, dass Schumann sehr genau notiert hat, wie er sich die (Stimmungs)Schwankungen in seinem a-Moll-Opus vorstellt. Die zweite Wahrheit will sich dagegen zwar nicht stellen, doch ist sie ebenso wenig aus der Welt zu schaffen: Es hängt von dem jeweiligen Interpreten ab, wie er damit verfährt. Martin Helmchen, der gerade daran werkelt, seine Karriere voranzubringen, und dem man attestieren darf, nein: muss, dass er fabelhaft, ja beinahe makellos Klavier spielt, wandelt zwischen diesen beiden Wahrheiten mit einer Unsicherheit, die im Grunde nur beweist, wie eng es zwischen Skylla und Charybdis zuweilen zugeht. Mit anderen Worten: Der junge Mann entscheidet sich in den meisten Fällen für Rubati genau an den Stellen, wo sie eben nicht zwingend romantisch-logisch erscheinen, jedenfalls nicht exakt an der Stelle, wo er sie einsetzt. Sein musikalischer Verstand sagt ihm: Hier ist es richtig. Schumann aber entgegnet: Es ist genau die Stelle daneben, die richtig wäre. Deutlich wird das, gar noch ohne agogische Einflüsse, im F-Dur-Intermezzo, wo der Fluss der Dinge ein relativ rasches Tempo insinuiert, eines, wie es Helmchen wählt. Doch ist dieses Andantino eben zugleich eines, das grazioso gespielt werden möchte. Den berühmten winzigen Tick langsamer, delikater, damit es in seiner Anmut wirken kann. Pianistisch ist die Sache – und das gilt in gleichem Maße für Dvořáks g-Moll-Konzert – absolut ohne Fehl und Tadel, wie auch das Orchestre Philharmonique de Strasbourg unter der sachkundigen Leitung von Marc Albrecht feinsinnig begleitet. Vergleicht man indes diese artige Leistung allein mit den magischen Taten einer Martha Argerich (Schumann) oder der gestochen scharfen Logik eines Pierre-Laurent Aimard (Dvořák), dann ist die Aufnahme eben nur so zum Nachmittagstee.

Tom Persich, 06.02.2010


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