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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Robert Schumann

Lieder

Bernarda Fink, Anthony Spiri

harmonia mundi HMC 902031
(63 Min.) 1 CD

Was für eine Bandbreite im Schumann'schen Liedkosmos. Im Finalstück seines "Liederkreises" op. 39 moduliert er in gerade mal einer Minute auf Teufel komm raus, um das Herz in der "Frühlingsnacht" überschwänglich und freudig erregt hüpfen zu lassen. Auf der anderen Seite dann das fast wie eingefroren wirkende Lied "Abschied von der Welt" – weil, wie es da heißt, "mein Herz erstarb für irdisches Begehren". Zwischen den Eichendorff-Vertonungen und den "Gedichten der Königin Maria Stuart" op. 135 liegen zwölf Jahre. Zwischen jenem berühmten Liederjahr 1840, in dem Schumanns privates Glück endlich Konturen annehmen sollte und 1852, als er auch auf dem Gebiet des Lieds zu seinem Testament ansetzte. Um Robert Schumanns Tag- und Nachtseiten in Gänze zu beleuchten, gibt es zwei Möglichkeiten. Man könnte sie mit subjektiven Verinnerlichungsgesten mitvollziehbar machen. Oder man nimmt sie aus der Perspektive eines Rollenlieds, bei der sprachliche und musikalische Genauigkeit vor der verlockenden Identifikation schützen. Und genau diese Haltung hält Bernarda Fink geradezu stoisch durch. Bei einem Liedprogramm, das Berühmtes mit Unbekannterem verknüpft.
Neben dem späten "Maria Stuart"-Zyklus, ausgewählten Liedern aus "Myrthen" op. 25 und besagtem "Liederkreis" finden sich zehn Rückert-Vertonungen, die sich auch als idealer Lackmustest für Finks Gestaltungs- und Darstellungskunst eignen. Ist etwa das volkstümlich-liebreizende "O ihr Herren" von ihren Kolleginnen oft als Aufforderung zum Säuseln verstanden worden, vertraut Fink schlicht und einfach der Expressivität im Schlichten. Und bei "Liebster, deine Worte stehlen" verwechselt Fink melodiös natürliche Genüsslichkeit nicht mit Sentimentalität. Auch wenn Fink in den Höhen – wie im "Waldesgespräch" – leicht nachschieben muss, ist das aber nicht unbedingt ein Minuspunkt bei einer Sängerin, die sich erneut erfrischend uneitel als Dienerin der Musik zeigt. Und ihr aktueller Klavierpartner Anthony Spiri unterstützt sie dabei wacker nach Kräften.

Guido Fischer, 23.01.2010


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