EMI 557 500-2
(64 Min.) 1 CD
Britten komponierte sein Violinkonzert zwischen November 1938 und September 1939, zum einen unter den Nachwirkungen des Spanischen Bürgerkrieges, zum anderen unter den Eindrücken der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei. Insofern teilt es mit Schostakowitschs erstem Violinkonzert - oder zum Beispiel auch Prokofjews erster Violinsonate - einiges an Intensität des Ausdrucks und Doppelbödigkeit bei der Schilderung innerer Zustände.
Mstislaw Rostropowitsch dominiert zusammen mit dem London Symphony Orchestra das musikalische Geschehen. Bei Britten garantieren seine Jahrzehnte zurückreichenden Bezüge Vertrautheit mit dessen Musikvorstellungen.
Der Rezensent hat Brittens Konzert in den letzten Jahren einige Male mit Frank Peter Zimmermann erlebt. Und wirklich "erlebt"! Zwischen ihm und Vengerov liegen Welten. Über musikalische Mitteilungsfähigkeit vom Format zum Beispiel eines Frank Peter Zimmermann verfügt Vengerov bei weitem nicht. Vielmehr zeigen sich die negativen Nachwirkungen der Ausbildung bei Virtuosenmacher Zakhar Bron, der als Musik-Erzieher nicht nur weit überschätzt wird, sondern musikalische Begabungen oft mehr blockiert als er sie zu fördern imstande ist.
Wenn Vengerov sich - lobenswerterweise - Britten und Walton zu nähern versucht, mag dies neben unternehmerischem Kalkül auch einem Abnabelungsvorgang von Bron und den Erfahrungen seiner eigenen sporadischen Lehrtätigkeit - hin und wieder lernen Lehrer von Studenten mehr als umgekehrt - entspringen. Die Wahrnehmung jedenfalls verlagert sich bei wiederholtem Hören mehr und mehr auf die Seite vordergründiger Virtuosität Wieniawski'scher Provenienz. Bravouröses Technik-Raffinement und bittersüßer Schmelz haben hier keinen inhaltsbildenden Stellenwert.
Bei der derzeit geringen Auswahl an Alternativ-Aufnahmen ist die Einspielung wegen der Hauptakteure dennoch anzuempfehlen.
Wolfgang Wendel, 30.08.2003
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