Wann gibt es das schon, dass ein Kammerorchester und eine Jazzband so sehr verschmelzen, dass man nicht von einer Begegnung der Genres sprechen muss, sondern sich einfach an homogener Musik erfreuen kann? Joe Zawinul (1932-2007) und dem Dirigenten Kristjan Järvi ist dies kurz vor Zawinuls Tod gelungen. Für "Absolute Zawinul" arrangierte Gene Pritsker acht Stücke des Wiener Keyboarders so clever für das Absolute Ensemble, dass sich die Frage nach der Genre-Herkunft der 30 Musiker überhaupt nicht stellt. Diese noch zu Zawinuls Lebzeiten mit ihm selbst als Keyboarder aufgenommenen Kompositionen stammen ausnahmslos aus seiner Post-Weather-Report-Zeit, in der er mit seinem Syndicate unterwegs war und mit dem Album "Blue Danube" den Brückenschlag zur Orchestermusik versuchte. Was damals eine neue Richtung in seinem Denken aufzeigte, ist nun rundum gelungen: die Synthese der Welten. Die acht Arrangements lassen Zawinuls Herkunft aus der Zigeunermusik-Tradition des Balkans ebenso spüren wie sein Interesse an afrikanischer Musik, seine lebenslange Beschäftigung mit dem Jazz und – in der "Ballad for Two Musicians" – seinen Hang zu sakralen Klängen. Diese acht Titel wirken nah und eingängig – aber wer genau hinhört, entdeckt immens komplexe Strukturen. Wie ernst Zawinul diese Produktion nahm, zeigt ein zwölfminütiges, auf der CD enthaltenes Video mit Interviews und Aufnahmen von der Studioproduktion. Hier wird deutlich, wie sehr er um jeden Ton rang und wie wichtig ihm auch feinste Nuancen im Ausdruck waren. Zwischendurch sagt er, die Aufnahmen könnten zum Besten zählen, das er je gemacht hat. Recht hat er.

Werner Stiefele, 05.12.2009

---

Diese CD können Sie kaufen bei:

---

---

Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.

---