Hänssler Classic/Naxos 94.209
(68 Min., 1956 u. 1958) 1 CD
Dass Elisabeth Grümmers Schallplattenkarriere durch diejenige ihrer Fachkollegin Elisabeth Schwarzkopf blockiert wurde, ist oft zu hören, und es könnte tatsächlich einiges dran sein an dieser These – schließlich wurde Schwarzkopf durch ihren Mann, den EMI-Produzenten Walter Legge, machtvoll gefördert. Und, in diesem Zusammenhang: Hört man Elisabeth Grümmers Liedgesang auf der vorliegenden CD, dann hätte man gern das eine oder andere im Studio produzierte Liedrecital mehr von ihr und würde stattdessen lieber auf manche von der anderen Elisabeth verzichten. Auf jene nämlich, wo sich Schwarzkopf in kaum erträglichen Künstlichkeiten erging. Genau das war Grümmers Sache nicht: Zwar verfügt auch Grümmer über eine breite Farbenpalette – man vergleiche etwa ihren satteren, mit dunkleren Farben abgerundeten Stimmeinsatz in Mozarts "Abendempfindung" mit dem viel schlankeren und geraderen in Schuberts "Rastloser Liebe" –, aber sie behält stets eine unmittelbar fesselnde Natürlichkeit als Richtschnur ihrer Sprachbehandlung im Auge. Diese Natürlichkeit hindert sie indes nicht daran, dennoch ein ganz persönliches Timbre, eine ganz individuelle Art der Liedgestaltung zu pflegen. Im optimal nach beiden Seiten hin durchmessenen Spannungsfeld zwischen natürlicher Schlichtheit und interpretatorischer Individualität findet sich der Zauber von Elisabeth Grümmers Liedgesang, eingefangen im vorliegenden Fall beim Schwetzinger Festival des Jahres 1958. Bestechendes Können einer fast Vergessenen – ein wahrer Genuss.
Michael Wersin, 27.11.2009
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