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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Robert Schumann

Violinsonaten Nr. 1, 2, 4, Liedtranskriptionen

Linus Roth, José Gallardo

Challenge Classics/SunnyMoon CC72341
(62 Min., 5/2007) 1 CD

Was für eine Eröffnung! Leicht nachzuvollziehen, warum hier Schumann mit Schumann die Plätze tauschen musste und Linus Roth und José Gallardo mit der zweiten Sonate beginnen: Wie energisch sich Schumann hier den Weg mit einem Duzend schneidender Akkorde bahnt, um nach zögerlichem Hin und Her die Geige dann das scheinbar erste Thema vorzustellen zu lassen, das freilich längst ein alter Bekannter ist, weil es sich aus den Trümmern der Einleitung zusammensetzt – einfach großartig. Effektvoller kann Kammermusik in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht sein, effektvoller als Roth und Gallardo kann man sie kaum spielen.
Schwer nachzuvollziehen dagegen ist, zumal bei dieser so eindringlichen Aufnahme, warum Schumanns Violinsonaten so lange im Abseits standen, nicht nur die von Clara Schumann und Brahms verworfene dritte, sondern auch die von ihnen in den Himmel gehobenen Opusnummern 105 und 121. Schwer nachzuvollziehen schließlich auch, warum ein so fabelhafter Geiger wie Linus Roth noch kein Star ist, mit seinen immerhin 32 Jahren. Die Aufnahme der ersten beiden Schumannsonaten mit seinem langjährigen Duopartner Gallardo ist erst seine zweite mit Kammermusik, ein Solokonzert hat er überhaupt noch nicht auf CD gebracht. Geht man allein von der überragenden Qualität seiner Schumann-Sonaten-Lektüre aus, kann man nur sagen, dass der Musikbetrieb in seinem doch so ausgeprägten Hunger nach neuen jungen Talenten in den letzten Jahren gehörig geschlafen haben muss. Roths Spielkultur hat großes Format, technisch gibt er sich nirgendwo auch nur im Ansatz eine Blöße, musikalisch agiert er sensibel, schnell und überlegt, artikuliert so dynamisch und auch nachdrücklich, dass man von Talent nicht mehr sprechen mag. Schon gar nicht im Duo mit Gallardo. Ein derart differenziertes, klug abgestimmtes und vor allem spannungsreiches Team findet man nicht alle Tage. Nur hin und wieder verwischt ein schwammiges Vibrato die klaren Umrisse von Linus Roths Violinton, dann wirkt schematisch und undefiniert, was sonst individuell und triftig ist. Am stärksten betroffen von diesem Wunsch nach direktem Espressivo sind vor allem die vier Lieder Schumanns, mit denen Roth und Gallardo das Sonatentrio in eigenen Arrangements abschließen. Dass sie damit den Platz für die dritte Sonate verschenken, ist schade.

Raoul Mörchen, 27.11.2009



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