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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Sergei Rachmaninow

Rachmaninow Plays Rachmaninow

Sergei Rachmaninow

RCA/Sony Music 88697 48971-2
(78 Min., 4/2009) 1 CD

Von alten, verrauschten Aufnahmen jenen akustischen Schleier wegnehmen, der aufnahmetechnisch bedingt einen ganz klaren und prägnanten Höreindruck von der einstigen Interpretationsleistung behindert: Welcher Liebhaber alter Einspielungen wünscht sich das nicht? Eine komplexe Software scheint nun zu ermöglichen, was Remastering-Verfahren lediglich in Ansätzen leisten – allerdings geht das nur auf dem Wege einer Re-Interpretation. Dafür werden die originalen Aufnahmen computertechnisch analysiert und in verwertbare Informationen über Anschlaggeschwindigkeit, Anschlagdichte, Anschlagstärke und Pedalgebrauch zerlegt (wie das genau geht, erfährt auch der eifrige Leser des englischsprachigen Beihefts nicht wirklich). Anschließend werden diese elektronischen Informationen wieder in ein entsprechend präpariertes Instrument eingefüttert, das Instrument spielt nach diesen Daten, und die Darbietung wird aufgenommen.
Für diese CD wurde mit 13 Originalaufnahmen von Sergei Rachmaninow so verfahren. Verwendet wurde für die Re-Interpretation sogar ein Steinwayflügel aus dem Jahre 1909. Das Ergebnis ist ambivalent: Freilich ist es schön, Rachmaninows dezentes, unprätentiöses Spiel ohne Rauschen und Knacken zu hören. Interessant ist zu erfahren, dass die relativ geringe Endlautstärke seines originalen Spiels nicht aufnahmetechnisch bedingt war, sondern dass er wirklich so sanft und zurückhaltend gespielt hat. Nicht so glasklar hätten wir jenen schnellen Mittelteil seines berühmten cis-Moll-Préludes hören wollen, denn die Re-Interpretation offenbart, dass er dort am Ende ein wenig hudelt. Insgesamt würde der Autor dieser Zeilen den Gewinn der Aktion (vor allem vor dem Hintergrund des horrenden Aufwands) als mäßig bezeichnen: Wer das Hören historischer Aufnahmen gewohnt ist, vermag doch Einiges an Störgeräuschen auszublenden. Das, was er dann tatsächlich wahrnimmt, produziert der Rezipient ja ohnehin in seinem Gehirn unter Hinzunahme seiner bisher schon gemachten Hörerfahrungen. Aber es mag wohl sein, dass "Neukunden" des historischen Marktes, die bisher durch die Nebengeräusche abgeschreckt waren, ihre Freude an dieser "Aufführung" haben, die übrigens gleich zweimal (und natürlich in Stereo) zu hören ist: Zunächst für die Wiedergabe über Boxen, dann, anders aufgenommen, ideal für das Hörerlebnis mit Kopfhörer.

Michael Wersin, 14.11.2009


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