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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Gustav Mahler

Sinfonie Nr. 5

Gürzenich-Orchester Köln, Markus Stenz

Oehms Classics/harmonia mundi OC 650
(68 Min., 1/2009) 1 CD

Kölns Gürzenich-Orchester setzt derzeit zum Höhenflug an: Nachdem sie lange im Schatten der lokalen WDR-Konkurrenz stand, wollen die Musiker unter ihrem Chef Markus Stenz nun zeigen, dass sie zu den besten deutschen Sinfonieorchestern gehören. Dass die Kölner sich in diesem Kreis durchaus hören lassen können, bewies schon ihr sehr respektabler, gerade in einer Slim-Line-Box zweitveröffentlichter Schostakowitschzyklus unter Kitajenko. Die erste Folge ihres Mahlerzyklus zeigt jetzt allerdings, dass das Orchester unter Stenz noch einmal einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat. Die erste Folge mit der Fünften, die Mahler selbst 1904 mit den Gürzenich-Musikern uraufführte, verspricht jedenfalls Außerordentliches: Wann hätte je ein Dirigent soviel Lebens- und Spielfreude in diesem Stück entdeckt? Überraschend optimistisch, ja heiter ist der Grundton, der Stenz' Interpretation bestimmt. Schon im einleitenden Trauermarsch setzt Stenz nicht auf wuchtiges Pathos, sondern entwickelt vorantreibende Spannung aus dem Kontrast zwischen den retardierenden, unwiderstehlich tänzerisch phrasierten Streicherpassagen und den Marscheposiden, deren Trompetensignale er eher als Weckrufe versteht. Auch im Kopfsatz wird die von Mahler geforderte "größte Vehemenz" als Herausforderung begriffen, die eigenen Kräfte einmal zeigen zu können. Dabei gewinnt Stenz immer wieder Energie aus der dialogischen Verzahnung der Stimmen – der Kölner Mahlerklang ist überraschend durchhörbar (was gut zum spielerischen Geplänkel von Scherzo und Finale passt) und in den einzelnen Stimmen von einer erfrischenden Unverkrampftheit und Musikalität. Passagen wie die wunderbare Kantilene der Celli im Kopfsatz, die die Gürzenich-Musiker mit Tristan-gleichem Wehmutston spielen, sind hier keine Zusammenbrüche, sondern eher Augenblicke lyrischen Innehaltens, die dem Stück den nötigen Tiefgang sichern. Das Adagietto wird so zum schwärmerischen Liebesbrief (was es ja auch sein sollte), das Finale zum ausgelassen-karnevalesken Kehraus. So sonnig klang Mahler noch nie.

Jörg Königsdorf, 31.10.2009


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