Was für ein großartiger Melodiker ist doch der Gitarrist John Abercrombie! Wie selbstverständlich schweben sie aus der Elektrogitarre, wunderbar gegen den Takt verschoben und doch bestens in den Ensembleklang eingepasst, weich im Klangbild und doch selbstbewusst und fest. Im Geiger Mark Feldman und im Bassisten Thomas Morgan findet Abercrombie den idealen Widerpart, denn auch sie agieren offen und weiträumig, sensibel vom Schlagzeuger Joey Baron mit perkussivem, souverän den Beat umgarnenden Spiel umfangen. Ein zartes Tongewebe entsteht so, das – unauffällig durch Takt und Harmonien zusammengehalten – sanft im Hauch der Ideen schwingt, sich nie verhakt und auch nicht knittert. In diesem Quartett dominiert keiner über den anderen, und auch in den Passagen, die eindeutig arrangiert sind, legen die vier Wert auf gleichberechtigte Kommunikation. Anknüpfend an das offene Triokonzept von Bill Evans in den Fünfzigern entwickelt jedes Instrument seine eigenen Linien, die ihrerseits eng mit denen der Partner verbunden sind. Indem diese reagieren, manchmal auch Wendungen aufgreifen, entstehen intensive Konversationen, in denen zwar kurzfristig einer den Ton angibt, nie aber das Gespräch völlig dominiert. Diese acht Titel sind ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Freiheit und Disziplin, Spontaneität und Organisation sowie der ständige Wechsel von Vorder- und Hintergrundbeiträgen eine perfekte Einheit bilden können. Dabei erweist es sich als Segen, dass Abercrombie und Feldmann ihren Instrumenten nicht nur kraftvolle Töne, sondern auch sanfte, fast brüchige entlocken können. Das nach dem Titelsong "Wait Till You See Her" benannte Album – als Komposition des Teams Rogers/Hart der einzige Standard zwischen Kompositionen Abercrombies – zeigt, dass sich das Warten lohnen kann. Denn dadurch entsteht eine Spannung, die hektisches Spiel nie erreichen könnte.

Werner Stiefele, 31.10.2009

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