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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Georg Philipp Telemann, Christoph Graupner, Johann Christoph Schultze

Blockflötenkonzerte

Dorothee Oberlinger, Ensemble 1700, Reinhard Goebel

DHM/Sony Music 88697 50966-2
(67 Min., 2/2009) 1 CD

Es wäre falsch zu behaupten, dass bei Dorothee Oberlinger und Reinhard Goebel die Chemie stimmt, denn was aus dem Zusammenwirken dieser beiden grundverschiedenen Musiker entsteht, ist pure Alchimie. Wenn die junge Flötistin einen Fehler hat, dann ist es ihre Verliebtheit in die eigene stupende Technik, woraus bisweilen eine gewisse Kühle des Ausdrucks entsteht. Es sei denn, sie musiziert mit dem Feuerkopf Goebel zusammen. Den klaren Ausdruckswillen, den Goebel in jedem noch so routiniert wirkenden Motiv entdeckt, weiß er bis hin zur Bratschenstimme auch dem begleitenden Ensemble 1700 mitzuteilen. Oberlinger und Goebel selbst ordnen sich einander jedoch nicht unter, sie treffen auch sich nicht in der gefälligen Mitte, sondern ergänzen sich wie Komplementärfarben, die sich durch lebendigen Kontrast gegenseitig zu beleben scheinen. Auf diese Weise gelingen den beiden drei starke Plädoyers: Das Telemann zugeschriebene "Harrach"-Konzert g-Moll wird zu einem ebenso überzeugenden Meisterwerk wie das echte Telemannkonzert TWV 51:C. Erst recht aufregend ist, wie die beiden die völlig quer zu seiner Zeit stehende, kleinteilige Musiksprache von Christoph Graupner meistern: Während Goebel sich an der Motivfülle des Werks delektiert und sowohl Graupners italienische als auch französische Akzente klar herausarbeitet, gelingt es Oberlinger, einen Zusammenhang in all die herrlich spleenigen Einfälle zu bringen, mit den Graupner Zuhörer und Interpreten überrascht. Viel Witz und Verve entdecken die beiden schließlich auch in dem wohl letzten Blockflötenkonzert des 18. Jahrhunderts, das aus der Feder des Berliner Theaterkapellmeisters Johann Christoph Schultze (1733-1813) stammt. Kompositorisch vielleicht "nicht die Wucht in Tüten", wie Goebel in seinem witzigen Beihefttext zugibt, aber, wie er noch richtiger sagt, in jedem Fall "eine würdige Fermate für zwei Jahrhunderte Dornröschen-Schlaf!".

Carsten Niemann, 19.09.2009


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