medici arts/Naxos 2057458
(103 Min., 4/2009) 1 DVD
Wirkungsvoller als mit "Zadok the Priest" lassen sich Händel-Jubelfeiern kaum beginnen: Wie sich in diesem Krönungsanthem für Georg II. das Ritornell in ansteigenden Violinarpeggien langsam hin zur gleißenden D-Dur-Entladung aufbaut, das garantiert auch heute noch Rückenschauer. In Halle kam man in diesem unserem Jubeljahr auf die Idee, das erste Gedenkkonzert, das 1784 zum 25. Todestag Händels in Westminster Abbey stattfand, zu wiederholen, und zwar in der Marktkirche, Händels Taufstätte. Auszüge aus den Oratorien "Esther", "Saul" und "Israel in Egypt", drei Anthems, das "Dettinger Te Deum" und das "Utrechter Jubilate": Man mag gegen solche Potpourris manches einwenden, nichts jedoch, wenn sie derart abwechslungsreich gestaltet sind (sodass zwischen den Prachtchören auch mal ein "Dead March", eine anrührende Arie oder eine verspielt-anmutige Ouvertüre erklingt), und wenn das Niveau der 200 Ausführenden derart hoch ist wie bei den diesjährigen Händel-Festspielen in Halle. Apropos Aufführungszahl: 1784 waren noch dreimal mehr Musiker und Sänger versammelt! Aber Halles Marktkirche ist nun mal nicht Westminster Abbey. Auch sollte man – naturgemäß – an eine anderthalbfache Hundertschaft Choristen (insbesondere an die Soprane) nicht unbedingt jene höchsten Maßstäbe anlegen, die man heute beispielsweise von englischen Elitetruppen wie dem Monteverdi Choir erwartet. Umso mehr erstaunt dann doch der schlanke Glanz, den Howard Arman den ortsansässigen Chören (mitsamt seinen MDR-Profis und den Hallenser Madrigalisten) abgewinnt. Selbst Spektakuläres wie die tenoral rasanten "Waves of the Sea" (aus dem Chandos Anthem "O Sing unto the Lord a New Song") ist da zu erleben. In puncto Orchesterglanz und –farbigkeit wiederum kann man diese deutsch-englische Kooperation nicht hoch genug loben. Und nur kopfschüttelnd schmunzeln aber über Berlioz' Verachtung, man habe es bei Händel mit einem Fass voll von Schweinefleisch und Bier zu tun! Dieses "Revival" aus Halle jedenfalls ist aller Händelehren wert.
Christoph Braun, 05.09.2009
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr