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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Sämtliche Sonaten für Klavier und Violine

Alexander Melnikov, Isabelle Faust

harmonia mundi HMC 902025.27
(220 Min., 5/2006 u. 6-9/2008) 3 CDs, + DVD

Nicht grüblerisch wie ihr literarischer Namensvetter, sondern sehr beherzt geht Isabelle Faust die Beethovensonaten an – aber zugleich auch im Bewusstsein, dass es sich um ein "work in progress" handelt, nicht nur vom Früh- zum Spätwerk hin, sondern auch in den Einheiten selbst. Auf der beiliegenden DVD spricht sie von einer "Geschichte, die nie endet" beziehungsweise davon, dass das alles "in einem Jahr vielleicht völlig anders klingt". Und ihr kongenialer Partner, der Russe Melnikov, sekundiert mit einem Blick in Beethovens Notizhefte: Darin dokumentiere sich, wie der Komponist selbst um die Endgestalt des Werkes gerungen habe, irgendwann muss man es eben fixieren, für die Mit- und Nachwelt. Gespielt mit dieser nicht vergrübelten, sondern sich ganz der Inspiration des Augenblicks überlassenden Haltung, zeigt sich diese Musik als lebendiger, atmender Organismus. Nicht als ein im Tropfen Bernstein fossiliertes Kunstwerk wie etwa bei Anne-Sofie Mutter.
Der Klassizismus dieser Einspielung wird jedenfalls durchaus temperiert von "moderner" Empfindung, ohne jedoch (etwa in der "Frühlingssonate") zu romantisieren. Und dem Zusammenspiel entwächst die Erkenntnis, dass der Komponist von dem dominanten Klavier mit begleitender Geige in eine echte Duopartnerschaft hineinfand, etwas, das zwei zusammengewürfelte Stars so gut wie nie vermitteln. Aber Melnikov und Faust musizieren seit Langem miteinander, und das zahlt sich gerade hier aus. Der Klang neigt zwar zu einer gewissen Schärfe, ja mitunter zu einem Klirren – doch ist das wohl eher der Aufnahmetechnik zuzuschreiben. Und es passt letztlich ja besser als eine samtig-seidige "Klangrundung". Beethoven hatte auch Humor, der mitunter aufblitzt, nur war es eben kein versöhnlicher, sondern ein voller Ingrimm provokanter. Keine "ideale" Einspielung, die kann es gar nicht geben, aber ein sehr gelungener Näherungswert. (Notabene: Wer die CD 4 mit der "Kreutzersonate" sucht, wird sie auf der Rückseite der DVD finden.)

Thomas Rübenacker, 15.08.2009


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