Virgin Classics/EMI 332 628 9
(71 Min., 3/2005) 1 CD
Man könnte den Eindruck gewinnen, als ob Nicholas Angelich dem Komponisten nicht so recht über den Weg traue. Selbst wenn dies bereits seine dritte Brahms-Einspielung für Virgin Classics ist: Die Momente, in denen der Amerikaner den oft als sperrig verschrieenen Klavierwerken von Johannes Brahms mit Enthusiasmus begegnet, sind rar. Die überraschende Zurückhaltung, mit der er sich den Weg in die vier Balladen op. 10 ertastet und von da an über die Rhapsodien op. 79 bis hin zu den Paganini-Variationen nicht mehr aufgibt, sie hat durchaus ihren Reiz - sie schafft Luft und Ruhe. Doch aus weiter Distanz heraus lässt sich der fremde Zauber dieser Musik auf Dauer nicht einholen. Wo ein Akkord Nachdruck und Vertrauen verdiente, reißt Angelich die Hände skeptisch von der Tastatur, wo sich Spannung aufbauen könnte, verschärft er die Dynamik, doch das Innere der Musik bleibt allzu oft unberührt. Lange Strecken auch in den Rhapsodien klingen wie ein Prima-Vista-Spiel eines zweifellos außergewöhnlich hoch begabten Pianisten. An manuellen Fähigkeiten mangelt es wahrlich nicht, wie abschließend die virtuosen Paganini-Variationen unterstreichen, die Angelich ohne großes Federlesen mit stählerner Sportlichkeit absolviert. Doch selbst hier hätte eine intensivere Lesart wesentlich nachhaltigere Resultate zeitigen können.
Raoul Mörchen, 29.04.2006
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