home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 4 – Urfassung

Bayerisches Staatsorchester, Kent Nagano

Sony Music 88697 36881-2
(75 Min., 9/2007) 1 CD

München nennt sich gerne Brucknerstadt. Das hatte zweifellos seine Berechtigung – man denke etwa nur an Eugen Jochum oder Sergiu Celibidache. Während ihre Nachfolger aber bislang kaum an diese Großtaten anknüpfen können – weder Mariss Jansons beim BR mit einer recht konventionellen Siebten, noch Christian Thielemann bei den Philharmonikern mit einer jeweils brachialen Fünften und "Urfassungs"-Dritten –, sucht Kent Nagano nun mit seinem Bayerischen Staatsorchester bei der allbekannten Vierten gerade die Zwischentöne und Grauschattierungen. Der Chef der Bayerischen Staatsoper kniet sich förmlich in das Klangfarbenspektrum hinein, ziseliert behutsamst Neben- und Hauptlinien, und kennt reichlich dynamische Nuancen zwischen pianissimo und fortissimo. Charakteristisch schon der berühmte Beginn: Nicht brodelnde Magmaspannung, die sich bald gleißend entlädt, liegt über diesen Hornrufen und ihrem streichertremolierenden Urgrund, sondern ruhig atmende Innenschau, die sich organisch nach außen entfaltet – wobei diese "Entfaltungen" nie lärmen, sondern stets sonore Gravität ausstrahlen. Das gilt erst recht für das 20-minütige "Andante quasi allegretto", dessen Klimax hin zur doppelten Fortissimo-Entladung vom Münchener Opernorchester zum Glückvollsten modelliert wird, was in den letzten Jahren zu Bruckner gesagt wurde. Dass Nagano die (von der gewohnten Fassung von 1878/80 stark differierende) Urversion von 1874 gewählt hat, ist inzwischen nicht mehr so selten, wie es das Booklet suggeriert. Allerdings folgt er nicht in allen Belangen Bruckners Erstversion: So ignoriert er deren flottere Tempoangaben (auch das "quasi allegretto") zugunsten der späteren, breiteren Metronomvorschriften. Dass gleichwohl kein Leerlauf oder Kleingehacktes entstanden ist, zeigt Naganos Kunst, Langsamkeit fruchtbar zu machen. Für einen gleichsam säkularen wie meditativen Bruckner – ohne falsche Weihen.

Christoph Braun, 04.07.2009


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top