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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Johannes Brahms, Arnold Schönberg

Klaviertrio Nr. 1 (1854), "Verklärte Nacht" op. 4

Trio Jean Paul

Ars Musici/Note 1 AM1383-2
(71 Min., 10/2003) 1 CD

"Kennst Du etwa noch ein H-Dur-Trio aus unserer Jugendzeit und wärest nicht begierig, es jetzt zu hören, da ich ihm (keine Perücke aufgesetzt), aber die Haare ein wenig gekämmt habe." So schrieb Brahms 1890 an Julius Otto Grimm, und die Spätfassung seines Trios Nr. 1, die heute meist aufgeführt wird, ist schon fast eine Neukomposition, nicht so verworren und abschweifend, nicht so übervoll wie das Jugendwerk, sondern streng überarbeitet und klassizistisch, der erste Satz wurde von dem alten Meister etwa um die Hälfte gekürzt.
Ulf Schneider, Violinist des Trios Jean Paul, hält in einem im Booklet abgedruckten Interview dagegen: "Die oftmals empfundenen kompositorischen 'Schwächen' der Frühfassung verstehen wir als absolute Stärken – gerade die später umkomponierten Formteile zeigen in der Frühfassung eine faszinierende Fragilität und Dramatik und sprechen eine außergewöhnliche, intensiv-berührende Sprache." Tatsächlich nimmt man die Einladung des Trios, die Frühfassung kennen zu lernen, mit Vergnügen an, denn Eckart Heiligers (Klavier), Martin Löhr (Violoncello) und Ulf Schneider spielen Kammermusik auf höchstem Niveau, so "intensiv-berührend", wie sie die Komposition beschreiben.
Eine zweite "andere Fassung" bietet das Trio mit der "Verklärten Nacht" von Arnold Schönberg in einer Bearbeitung von Eduard Steuermann, Kompositionsschüler Schönbergs und maßgeblicher Pianist in dessen "Verein für musikalische Privataufführungen". Hier freilich war der Bearbeiter bemüht, das ursprüngliche Streichsextett möglichst getreu für die schmalere Besetzung umzusetzen, was dank des Klaviers, dem dabei natürlich ein wichtiger Part zukommt, in beeindruckender und sehr ansprechender Weise gelang.
Auch hier zeigt sich das Trio wunderbar aufeinander abgestimmt. Die drei Musiker spielen wie aus einem Guss, kontrastreich, aber nie übertreibend, virtuos, aber ohne eitle Selbstdarstellung. Eine CD, die das Kammermusik-Repertoire um zwei selten gehörte Fassungen wirklich bereichert.

Matthias Reisner, 16.07.2005



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