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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Paul Hindemith, Antonín Dvořák

Klaviermusik mit Orchester op. 29, Sinfonie Nr. 9

Leon Fleisher, Curtis Symphony Orchestra, Christoph Eschenbach

Ondine ODE 1141-2
(64 Min., 4/2008) 1 CD

Irgendwie schwante Paul Hindemith wohl, dass er mit seinem Opus 29 nicht den Geschmack des Auftraggebers getroffen hatte. Er hoffe, "dass sich nach Durchsicht der Partitur Ihr Schrecken wieder legen wird", versuchte Hindemith 1923 den österreichischen Pianisten Paul Wittgenstein zu beschwichtigen, der ein Klavierkonzert bei ihm bestellt hatte. Zwecklos: Wittgenstein führte das Werk zeitlebens nie auf und vergrub es in seiner Schreibtischschublade. Ihn dürfte vor allem der betont simple Gestus der "Klaviermusik mit Orchester" gestört haben. Denn Wittgenstein, der im ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte, gefielen eher Konzerte wie Ravels ebenfalls von ihm in Auftrag gegebenes D-Dur-Werk: Stücke, bei denen er zeigen konnte, dass man auch mit links noch ein vollwertiger Virtuose sein konnte. Hindemith dagegen verleugnete in dem knapp 20-minütigen "vollkommen unproblematischen Stück" nie, dass hier nur eine Hand am Werk ist und nutzt die Beschränkung, um eine Antithese zum nachromantischen Pianistenkonzert zu schreiben. In seinem lockeren Fanfarenton erinnert der erste Satz eher an Bartóks zweites Konzert, die durchsichtige konzertante Faktur und die polyfone Geschäftigkeit knüpfen bei den Kammermusiken für verschiedene Instrumente an, mit denen Hindemith sich in den Zwanzigerjahren einen Namen machte.
2004 wurde die im Nachlass seiner Witwe entdeckte Komposition in der Berliner Philharmonie erstmals präsentiert, und der Uraufführungsinterpret Leon Fleisher sitzt auch bei der Ersteinspielung am Flügel. Dass er sich dabei nicht groß profilieren kann, liegt am Werk selbst – dem langsamen Satz vermag Fleisher immerhin einen lakonischen Lyrismus abzugewinnen. Die Kopplung der Liveaufnahme mit Dvořáks "Aus der Neuen Welt" mit dem Orchester des Curtis Institutes Philadelphia unter Christoph Eschenbach ist hingegen keine besonders gute Idee. Aber wer es noch nicht weiß, erfährt so immerhin, dass die Ausbildung an US-Musikhochschulen offenbar nicht ganz so schlecht ist.

Jörg Königsdorf, 30.05.2009


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