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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Cellosonaten opp. 5 u. 69

Andreas Woyke, Friedrich Kleinhapl

Ars Produktion/Note 1 ARS38035
(75 Min., 2008) 1 CD

Zuerst einmal sind das keine "Sonaten für Violoncello und Klavier", wie einem das Booklet weismachen will, sondern vom Komponisten ausdrücklich als "Sonaten für Klavier und Violoncello" bezeichnete Werke. Das sieht nicht nach einem großen Unterschied aus, ist aber einer: Das Cello begleitet zwar nicht, ist aber erstmals dem Klavier völlig gleichgestellt – denn auch dieses "begleitet" nicht. Es ist, zum ersten Mal, ein Dialog unter zwei ebenbürtigen Partnern. Und genau das drückt sich in der Umkehrung aus. Glücklicherweise spielen die beiden Interpreten das genau so – schon der Adagio-sostenuto-Beginn der ersten Sonate hat dieses präzise Aufeinander-Hören, diese musikalische Vertrautheit, die man "Dialog" nennen kann. Und wenn dann der Allegroteil losbricht, tut er das mit einer Virtuosität, die man bei Beethoven eigentlich nicht so kennt. Der Rezensent erinnert sich noch, wie sein Vater, ein Pianist, ihm immer einbläute, der Klavierpart dieser Sonaten sei ja viel schwieriger als der Cellopart. Aber egal, wie dem nun sei – Andreas Woyke und Friedrich Kleinhapl machen das ganz wunderbar, der eine auf seinem Fazioli-Flügel, der andere auf seinem Guadagnini-Cello. Ein echtes Paar – echte Partner. Man könnte neidisch werden, als Cellist wie als Pianist.
Kleinhapl bezeichnet sich im Booklettext als "eher eruptiv romantischen Cellisten", der anfangs seine Schwierigkeiten mit Beethoven gehabt hätte. Er sei "fasziniert" gewesen "von einer Sprache, der ich mich selbst nicht mächtig fühlte". Nun, er hat sie für sich gefunden: Gerade das anfängliche "Fremdeln" und der romantische Impuls machen diese Einlassung groß. Und sogar besser als die routinierten (und sicher sehr guten) Versuche zweier Wasserbüffel der Zunft wie Swjatoslaw Richter und Mstislaw Rostropowitsch. Woyke und Kleinhapl bringen eine Unwirschheit, fast eine Wut in diese Klänge, die Beethovens Dauergemütszustand sehr gut charakterisiert. Und eine Spontaneität, wie sie über das routiniert-souveräne Abbilden eines Notentextes hinausgeht: Man hat beim Hören oft das Gefühl, das werde zum ersten Mal vorgetragen, quasi-improvisatorisch – auch wenn man es selbst schon gespielt hat. Oder gerade dann! Das ist eine Aufnahme dreier Beethovensonaten, die sich spieltechnisch hinter keiner anderen verstecken muss – aber eben noch jenen Schuss "Leben" extra hat, was eine große Interpretation von einer guten unterscheidet. Man kann abschließend nur hoffen, dass Woyke und Kleinhapl die beiden späten Sonaten und die Variationswerke noch nachreichen werden!

Thomas Rübenacker, 30.05.2009


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