Nehmen wir mal an, Maria João Pires wollte die – meist skandinavischen – Piepsmäuschen persiflieren, die mit Kleinmädchenstimme auf Lolita-Erotik machen und doch nie die Klasse von Blossom Dearie erreichen, nehmen wir also mal an, das sei so: Dann ist dies erstens ärgerlich, zweitens misslungen und drittens unter ihrem durch Hunderte von Konzerten und etliche CDs bewiesenen Niveau. Es bleibt also unklar, ob die Portugiesin, zweifelsohne eine Vokalakrobatin mit hoher Stimmbeherrschung, das Genre karikiert oder ob sie einfach durch besonders schwülstige Interpretationen von Standards absahnen möchte. Songs wie "Goodbye Pork Pie Hat", "I've Grown Accustomed to His Face", "I’m Old Fashioned", "If You Could See Me Now" oder "When You Wish upon a Star" gewinnt sie jedenfalls keinen neuen Aspekt ab, und die vier eigenen Stücke sind auch nicht der Rede wert.
Ein vom Pianisten Mário Laginha geleitetes Trio sowie der Saxofonist Julian Argüelles unterlegen eine einfache, an Barmusik erinnernde Begleitung – auch sie enttäuschen. So perfekt Maria João auch das Klischee zu erfüllen mag, bleibt doch nur der schale Nachgeschmack, dass sie ihr Können hier verschleudert hat.
Werner Stiefele, 29.05.2009
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